13.3 C
Villach
Freitag, 26. April 2024

Unabhängiges Stadt-Umland-Magazin

„Unser großes Problem ist wieder zurück!“

Pandemie – Gewinner, Verlierer, Fachkräftemangel, die Zukunft des Kärntner Zentralraumes, der „Glücksfall für Kärnten“: Der Präsident der Kärntner Industriellenvereinigung, KR Mag. Timo Springer, MBA, im Interview zur aktuellen Situation in der heimischen Industrie.

Herr Springer, wir leben in Zeiten der Pandemie – wie geht es heute der Kärntner Industrie?
SPRINGER: Sehr gut, wir befinden uns am Zenit eines kräftigen Aufschwungs trotz Pandemie. Er betrifft nicht alle Branchen gleichermaßen, aber viele.

MASSIVER DIGITALISIERUNGSSCHUB
Was hat die Pandemie in den Betrieben ausgelöst, was hat sie verursacht oder bewirkt?
Drei Dinge: Erstens hat die Pandemie gezeigt, wie resilient die Unternehmen in der Krisensituation waren, wie schnell sie sich an veränderte Lieferketten, Gesundheitsregeln und so weiter angepasst haben. Zweitens haben wir einen massiven Digitalisierungsschub erlebt. Drittens müssen wir erkennen, dass nach dem ersten massiven Schock durch Lockdown und Co. unser großes Problem Fachkräftemangel wieder zurück ist.

ELEKTRONIKINDUSTRIE
Welche Unternehmen werden nach der Pandemie-Krise ihre Nase vorne haben?
Eine Branche ist ganz klar vorne: die Elektronikindustrie. Die Nachfrage bei Mikrochips ist enorm. Zu den schwierigen Fällen gehören vor allem jene Betriebe, die geschäftlich viel mit Gastronomie und Hotellerie zu tun haben, unsere Brauereien zum Beispiel.

ZU WENIG INNOVATIV
Medien ist zu entnehmen, dass Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern in der wirtschaftlichen Entwicklung nicht wirklich mithalten kann. Was wäre zu tun?
So pauschal würde ich das nicht unterschreiben. Wir sehen sogar, dass Kärnten mit seiner sehr diversifiziert aufgestellten Industrie unter den Bundesländern war, die am besten durch die Krise kamen. Es stimmt aber: Unsere Wirtschaft ist in der Breite zu wenig innovativ, zu wenig digitalisiert und man setzt zu wenig auf wachstumsstarke Branchen. Wir brauchen klare Konzepte, in welchen Stärkebereichen wir unsere Wertschöpfungsketten ausbauen sollen – dazu entsprechende Förderstrategien. Die Industrie und ihr Dienstleistungsumfeld sind aber jedenfalls die Wachstums- und Beschäftigungsmotoren. Da ist noch viel Basisarbeit zu leisten.

„AUF GUTEM NIVEAU ABSCHWÄCHEN“
Wie bewerten Sie für die kommenden sechs Monate in der heimischen Industrie die allgemeine Geschäfts- und Auftragslage, die Entwicklung bei der Beschäftigung?
Fangen wir von hinten an: Die Beschäftigungsentwicklung wird sehr stark von der Verfügbarkeit geeigneter Fachkräfte abhängen. Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt uns, dass rund die Hälfte der Betriebe neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen wollen. Die Geschäftslage wird sich zum Jahresende etwas abschwächen, aber auf gutem Niveau. Ebenso sieht es bei den Aufträgen aus.

„BRAUCHEN DIE ATTRAKTIVE URBANITÄT“
Mit Blick in die Zukunft soll der Kärntner Zentralraum zwischen Villach und Klagenfurt wirtschaftlich und auch kommunalpolitisch enger zusammenrücken. Was leiten Sie daraus ab?
Dieses Thema hat die Industriellenvereinigung Kärnten initiiert. Die Städte Klagenfurt und Villach haben den Ball aufgenommen und einen Zentralraumverein gegründet. Wir brauchen die attraktive Urbanität einer Metropolregion, wenn wir junge Leute im Land halten und neue dazu gewinnen wollen.

„EIN GLÜCKSFALL FÜR KÄRNTEN“
Die Firma Infineon hat 1,6 Milliarden Euro investiert und nimmt in diesen Tagen in den neuen Objekten offiziell ihren Betrieb auf. Welche Bedeutung hat Infineon für den Kärntner Industriestandort?
Die Bedeutung von Infineon für den Standort und für das wirtschaftliche Umfeld sind nicht hoch genug einzuschätzen. Wir reden hier von mehr als der Hälfte der Kärntner Forschungsleistung, von hoher Kompetenz und Zukunftsfähigkeit vor Ort. Das ist ein absoluter Glücksfall für Kärnten.

„ES GIBT KEINE PATENTREZEPTE“
Der Fachkräftemangel stellt für die Industrie eine enorme Herausforderung dar. Wie wäre eine Verbesserung zu erreichen?
Es gibt keine Patentrezepte. Womit sich die Politik aber schwer tut, ist, hier in längeren Zeiträumen zu denken. Wenn wir mehr Techniker und Naturwissenschaftler haben wollen, dann müssen wir im Kindergarten damit anfangen. Wir müssen uns aber auch viel aktiver um echte qualifizierte Zuwanderung kümmern.

„ADAPTIERTE ROADMAP IM HERBST FERTIG“
Sie wurden heuer als Kärntner IV-Präsident bestätigt. Welche Ziele möchten Sie nach dieser Periode abhaken können?
Wir haben zu Beginn meiner ersten Periode schon eine Roadmap für Kärnten, d a s Technologieland im Süden Österreichs, vorgelegt. In einigen Bereichen sind wir am guten Weg, bei den Themen Zentralraum und Standortmarketing zum Beispiel. In anderen Bereichen besteht noch Aufholbedarf. Daran arbeiten wir gerade mit unserem Präsidium und unserem Vorstand. Noch im Herbst wird die adaptierte Roadmap fertig sein.

Ähnliche Artikel

- Bezahlte Werbung -spot_img
- Bezahlte Werbung -spot_img

Beliebte Berichte

„Unser großes Problem ist wieder zurück!“

Pandemie – Gewinner, Verlierer, Fachkräftemangel, die Zukunft des Kärntner Zentralraumes, der „Glücksfall für Kärnten“: Der Präsident der Kärntner Industriellenvereinigung, KR Mag. Timo Springer, MBA, im Interview zur aktuellen Situation in der heimischen Industrie.

Herr Springer, wir leben in Zeiten der Pandemie – wie geht es heute der Kärntner Industrie?
SPRINGER: Sehr gut, wir befinden uns am Zenit eines kräftigen Aufschwungs trotz Pandemie. Er betrifft nicht alle Branchen gleichermaßen, aber viele.

MASSIVER DIGITALISIERUNGSSCHUB
Was hat die Pandemie in den Betrieben ausgelöst, was hat sie verursacht oder bewirkt?
Drei Dinge: Erstens hat die Pandemie gezeigt, wie resilient die Unternehmen in der Krisensituation waren, wie schnell sie sich an veränderte Lieferketten, Gesundheitsregeln und so weiter angepasst haben. Zweitens haben wir einen massiven Digitalisierungsschub erlebt. Drittens müssen wir erkennen, dass nach dem ersten massiven Schock durch Lockdown und Co. unser großes Problem Fachkräftemangel wieder zurück ist.

ELEKTRONIKINDUSTRIE
Welche Unternehmen werden nach der Pandemie-Krise ihre Nase vorne haben?
Eine Branche ist ganz klar vorne: die Elektronikindustrie. Die Nachfrage bei Mikrochips ist enorm. Zu den schwierigen Fällen gehören vor allem jene Betriebe, die geschäftlich viel mit Gastronomie und Hotellerie zu tun haben, unsere Brauereien zum Beispiel.

ZU WENIG INNOVATIV
Medien ist zu entnehmen, dass Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern in der wirtschaftlichen Entwicklung nicht wirklich mithalten kann. Was wäre zu tun?
So pauschal würde ich das nicht unterschreiben. Wir sehen sogar, dass Kärnten mit seiner sehr diversifiziert aufgestellten Industrie unter den Bundesländern war, die am besten durch die Krise kamen. Es stimmt aber: Unsere Wirtschaft ist in der Breite zu wenig innovativ, zu wenig digitalisiert und man setzt zu wenig auf wachstumsstarke Branchen. Wir brauchen klare Konzepte, in welchen Stärkebereichen wir unsere Wertschöpfungsketten ausbauen sollen – dazu entsprechende Förderstrategien. Die Industrie und ihr Dienstleistungsumfeld sind aber jedenfalls die Wachstums- und Beschäftigungsmotoren. Da ist noch viel Basisarbeit zu leisten.

„AUF GUTEM NIVEAU ABSCHWÄCHEN“
Wie bewerten Sie für die kommenden sechs Monate in der heimischen Industrie die allgemeine Geschäfts- und Auftragslage, die Entwicklung bei der Beschäftigung?
Fangen wir von hinten an: Die Beschäftigungsentwicklung wird sehr stark von der Verfügbarkeit geeigneter Fachkräfte abhängen. Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt uns, dass rund die Hälfte der Betriebe neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen wollen. Die Geschäftslage wird sich zum Jahresende etwas abschwächen, aber auf gutem Niveau. Ebenso sieht es bei den Aufträgen aus.

„BRAUCHEN DIE ATTRAKTIVE URBANITÄT“
Mit Blick in die Zukunft soll der Kärntner Zentralraum zwischen Villach und Klagenfurt wirtschaftlich und auch kommunalpolitisch enger zusammenrücken. Was leiten Sie daraus ab?
Dieses Thema hat die Industriellenvereinigung Kärnten initiiert. Die Städte Klagenfurt und Villach haben den Ball aufgenommen und einen Zentralraumverein gegründet. Wir brauchen die attraktive Urbanität einer Metropolregion, wenn wir junge Leute im Land halten und neue dazu gewinnen wollen.

„EIN GLÜCKSFALL FÜR KÄRNTEN“
Die Firma Infineon hat 1,6 Milliarden Euro investiert und nimmt in diesen Tagen in den neuen Objekten offiziell ihren Betrieb auf. Welche Bedeutung hat Infineon für den Kärntner Industriestandort?
Die Bedeutung von Infineon für den Standort und für das wirtschaftliche Umfeld sind nicht hoch genug einzuschätzen. Wir reden hier von mehr als der Hälfte der Kärntner Forschungsleistung, von hoher Kompetenz und Zukunftsfähigkeit vor Ort. Das ist ein absoluter Glücksfall für Kärnten.

„ES GIBT KEINE PATENTREZEPTE“
Der Fachkräftemangel stellt für die Industrie eine enorme Herausforderung dar. Wie wäre eine Verbesserung zu erreichen?
Es gibt keine Patentrezepte. Womit sich die Politik aber schwer tut, ist, hier in längeren Zeiträumen zu denken. Wenn wir mehr Techniker und Naturwissenschaftler haben wollen, dann müssen wir im Kindergarten damit anfangen. Wir müssen uns aber auch viel aktiver um echte qualifizierte Zuwanderung kümmern.

„ADAPTIERTE ROADMAP IM HERBST FERTIG“
Sie wurden heuer als Kärntner IV-Präsident bestätigt. Welche Ziele möchten Sie nach dieser Periode abhaken können?
Wir haben zu Beginn meiner ersten Periode schon eine Roadmap für Kärnten, d a s Technologieland im Süden Österreichs, vorgelegt. In einigen Bereichen sind wir am guten Weg, bei den Themen Zentralraum und Standortmarketing zum Beispiel. In anderen Bereichen besteht noch Aufholbedarf. Daran arbeiten wir gerade mit unserem Präsidium und unserem Vorstand. Noch im Herbst wird die adaptierte Roadmap fertig sein.

Ähnliche Artikel

- Bezahlte Werbung -spot_img

Beliebte Berichte