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Samstag, 27. April 2024

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„Wir versuchen das mit Witz und gewissem Charme“

Die Forstliche Ausbildungsstätte Ossiach nimmt als modernes Bildungszentrum eine Vorreiterstellung ein – ihr Know-how ist international gefragt. Im Gespräch mit Diplomingenieurin Anna-Sophie Pirtscher, eine gebürtige Ferlacherin. Sie leitet seit fast einem Jahr die Ausbildungsstätte.

Die Forstliche Ausbildungsstätte besteht bereits seit dem Jahre 1953. Welches Wissen wird hier vermittelt?
PIRTSCHER: Wir haben ein sehr breites Kursprogramm, in dem jeder fündig wird, der sich für den Wald und die Forstwirtschaft interessiert. Der Bogen spannt sich dabei von Motorsägen-, Seilgeräte- oder Schlepperkursen bis hin zur Waldpädagogik und Tagesveranstaltungen wie zu Klimawandel angepasster Waldbewirtschaftung. Auch Obstbaumschnittkurse und Räucherkurse sind dabei.

MIT WITZ UND CHARME
Was zeichnet die Ausbildungsstätte Ossiach besonders aus?
Wir vermitteln Wissen nicht nur in Theorie, sondern auch mit starkem Praxisbezug. Vornehmlich in Kleingruppen. Wir versuchen das mit gewissem Witz und Charme zu machen, so dass sich eigentlich gleich jeder wohlfühlt. Dazu kommen Unterbringung und Verpflegung im Haus. Das rundet unser Bildungspaket ab.

OSSIACH INTERNATIONAL
Welchen Stellenwert nimmt die Ossiacher Ausbildungsstätte innerhalb der österreichischen Forstwirtschat ein?
Wir decken nicht nur den Süden Österreichs ab, sondern im Austausch mit Slowenien und Italien eigentlich auch den Alpen-Adria-Raum. Geradezu weltbekannt, sage ich einmal, machen uns die Kooperationen mit Forstleuten aus Japan, aber auch mit Südkorea und Frankreich. Wir haben sogar schon den japanischen Forstminister zu Besuch gehabt. Unser Angebot, unser Know-how ist sehr gefragt, besonders für Arbeiten in alpinem Gelände.

NEUE WEGE DER KOMMUNIKATION
Sie sind seit knapp einem Jahr Leiterin. Welche Ziele wollen Sie erreichen?
Da gibt es einige. Natürlich ein Kursangebot, das nicht nur Waldbesitzer anspricht, sondern alle, die sich für den Wald begeistern. Neue Wege der Kommunikation spielen eine Rolle, besonders auch über soziale Medien. Ansonsten ist es uns wichtig, die hohe Qualität unseres Angebots weiter zu verbessern und dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihrer Arbeit wohlfühlen.

„LEICHT MITEINANDER VEREINBAR“
Forstwirtschaft und Naturschutz sind Themen, die oft kontrovers diskutiert werden?
Ein Riesenthema, ein heikles, ist dabei natürlich die Außernutzungstellung des Waldes. An sich sind Waldwirtschaft und Naturschutz recht leicht miteinander zu vereinbaren. Bei jeder Holznutzung kann man ja mitdenken, dass kleinflächig vorgegangen wird, dass man Totholz stehen lässt, ebenso Charakterbäume oder Spechtbäume. Das tut keinem Waldbesitzer weh, fördert aber Tierarten und Pflanzengesellschaften. Da machen viele Forstwirte mit.

„DIE JAGD IST GEFORDERT“
Verbiss: Wald und Wild sind stets ein brennendes Thema. Sehen Sie eine Lösungsmöglichkeit?
Lösungsmöglichkeiten gibt es ja schon, nämlich mit der so genannten Maria Zeller Erklärung und dem Jagdgesetz. Darin ist unter anderem festgehalten, dass jede Baumart, die natürlich vorkommt, bis zur Altersreife durchwachsen können sollte. Dementsprechend ist auch der Wildbestand zu halten. Das ist leider nicht immer der Fall. Die Jagd ist gefordert, den Wildstand ausreichend zu regulieren. Aber auch die Waldeigentümer können die Jagd zum Beispiel durch Schußschneisen unterstützen, damit die Jagd leichter durchführbar ist. Nur ein intakter Wald schützt unsere Infrastruktur vor Naturgefahren. Ein niedriger Wildbestand ist da unumgänglich.

KLIMAWANDEL IM UNTERRICHT
Klimaveränderung, Naturkatastrophen – niemand weiß so richtig, wohin hier die Reise geht. Inwieweit findet dies in den Lehrplänen ihren Niederschlag?
Der Klimawandel ist da. Das ist wissenschaftlich belegt. Selbstverständlich wird dies im Unterricht entsprechend berücksichtigt. Da geht es beispielsweise darum: Welche Baum­arten sind optimal, wenn sich die Niederschlagswerte verändern oder sich Waldgrenzen nach oben verschieben. Es wird nachdrücklich empfohlen, den Mischwald zu forcieren, also mehr Baumarten wie Buche, Eiche, Tanne, Kiefer, Birke oder Ahorn werden da zukünftig eine größere Rolle spielen. Die Besitzer wollen mit ihrem Wald ja etwas erwirtschaften – daher darf nicht nur Brennholz, sondern muss auch Laubwertholz zum Beispiel für Möbel erzeugt werden. Auch dies haben wir im Lehrangebot. Es ist sehr riskant, nur auf eine Baumart zu setzen.

WICHTIG: WEITERBILDNG
Was sollten die Waldbesitzer unbedingt tun, um ihre Wälder klimafit zu halten beziehungsweise zu machen?
Zunächst in die eigene Weiterbildung investieren, um so in der Waldbewirtschaftung stets „up to date“ zu sein. Den Wald bewirtschaften, ihn nicht sich selbst überlassen, auf Mischbaum­arten setzen und regelmäßig kontrollieren, um eben auch dem Borkenkäfer keine Chance mehr zu geben.

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Die Forstliche Ausbildungsstätte Ossiach nimmt als modernes Bildungszentrum eine Vorreiterstellung ein – ihr Know-how ist international gefragt. Im Gespräch mit Diplomingenieurin Anna-Sophie Pirtscher, eine gebürtige Ferlacherin. Sie leitet seit fast einem Jahr die Ausbildungsstätte.

Die Forstliche Ausbildungsstätte besteht bereits seit dem Jahre 1953. Welches Wissen wird hier vermittelt?
PIRTSCHER: Wir haben ein sehr breites Kursprogramm, in dem jeder fündig wird, der sich für den Wald und die Forstwirtschaft interessiert. Der Bogen spannt sich dabei von Motorsägen-, Seilgeräte- oder Schlepperkursen bis hin zur Waldpädagogik und Tagesveranstaltungen wie zu Klimawandel angepasster Waldbewirtschaftung. Auch Obstbaumschnittkurse und Räucherkurse sind dabei.

MIT WITZ UND CHARME
Was zeichnet die Ausbildungsstätte Ossiach besonders aus?
Wir vermitteln Wissen nicht nur in Theorie, sondern auch mit starkem Praxisbezug. Vornehmlich in Kleingruppen. Wir versuchen das mit gewissem Witz und Charme zu machen, so dass sich eigentlich gleich jeder wohlfühlt. Dazu kommen Unterbringung und Verpflegung im Haus. Das rundet unser Bildungspaket ab.

OSSIACH INTERNATIONAL
Welchen Stellenwert nimmt die Ossiacher Ausbildungsstätte innerhalb der österreichischen Forstwirtschat ein?
Wir decken nicht nur den Süden Österreichs ab, sondern im Austausch mit Slowenien und Italien eigentlich auch den Alpen-Adria-Raum. Geradezu weltbekannt, sage ich einmal, machen uns die Kooperationen mit Forstleuten aus Japan, aber auch mit Südkorea und Frankreich. Wir haben sogar schon den japanischen Forstminister zu Besuch gehabt. Unser Angebot, unser Know-how ist sehr gefragt, besonders für Arbeiten in alpinem Gelände.

NEUE WEGE DER KOMMUNIKATION
Sie sind seit knapp einem Jahr Leiterin. Welche Ziele wollen Sie erreichen?
Da gibt es einige. Natürlich ein Kursangebot, das nicht nur Waldbesitzer anspricht, sondern alle, die sich für den Wald begeistern. Neue Wege der Kommunikation spielen eine Rolle, besonders auch über soziale Medien. Ansonsten ist es uns wichtig, die hohe Qualität unseres Angebots weiter zu verbessern und dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihrer Arbeit wohlfühlen.

„LEICHT MITEINANDER VEREINBAR“
Forstwirtschaft und Naturschutz sind Themen, die oft kontrovers diskutiert werden?
Ein Riesenthema, ein heikles, ist dabei natürlich die Außernutzungstellung des Waldes. An sich sind Waldwirtschaft und Naturschutz recht leicht miteinander zu vereinbaren. Bei jeder Holznutzung kann man ja mitdenken, dass kleinflächig vorgegangen wird, dass man Totholz stehen lässt, ebenso Charakterbäume oder Spechtbäume. Das tut keinem Waldbesitzer weh, fördert aber Tierarten und Pflanzengesellschaften. Da machen viele Forstwirte mit.

„DIE JAGD IST GEFORDERT“
Verbiss: Wald und Wild sind stets ein brennendes Thema. Sehen Sie eine Lösungsmöglichkeit?
Lösungsmöglichkeiten gibt es ja schon, nämlich mit der so genannten Maria Zeller Erklärung und dem Jagdgesetz. Darin ist unter anderem festgehalten, dass jede Baumart, die natürlich vorkommt, bis zur Altersreife durchwachsen können sollte. Dementsprechend ist auch der Wildbestand zu halten. Das ist leider nicht immer der Fall. Die Jagd ist gefordert, den Wildstand ausreichend zu regulieren. Aber auch die Waldeigentümer können die Jagd zum Beispiel durch Schußschneisen unterstützen, damit die Jagd leichter durchführbar ist. Nur ein intakter Wald schützt unsere Infrastruktur vor Naturgefahren. Ein niedriger Wildbestand ist da unumgänglich.

KLIMAWANDEL IM UNTERRICHT
Klimaveränderung, Naturkatastrophen – niemand weiß so richtig, wohin hier die Reise geht. Inwieweit findet dies in den Lehrplänen ihren Niederschlag?
Der Klimawandel ist da. Das ist wissenschaftlich belegt. Selbstverständlich wird dies im Unterricht entsprechend berücksichtigt. Da geht es beispielsweise darum: Welche Baum­arten sind optimal, wenn sich die Niederschlagswerte verändern oder sich Waldgrenzen nach oben verschieben. Es wird nachdrücklich empfohlen, den Mischwald zu forcieren, also mehr Baumarten wie Buche, Eiche, Tanne, Kiefer, Birke oder Ahorn werden da zukünftig eine größere Rolle spielen. Die Besitzer wollen mit ihrem Wald ja etwas erwirtschaften – daher darf nicht nur Brennholz, sondern muss auch Laubwertholz zum Beispiel für Möbel erzeugt werden. Auch dies haben wir im Lehrangebot. Es ist sehr riskant, nur auf eine Baumart zu setzen.

WICHTIG: WEITERBILDNG
Was sollten die Waldbesitzer unbedingt tun, um ihre Wälder klimafit zu halten beziehungsweise zu machen?
Zunächst in die eigene Weiterbildung investieren, um so in der Waldbewirtschaftung stets „up to date“ zu sein. Den Wald bewirtschaften, ihn nicht sich selbst überlassen, auf Mischbaum­arten setzen und regelmäßig kontrollieren, um eben auch dem Borkenkäfer keine Chance mehr zu geben.

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