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Mittwoch, 16. Oktober 2024

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Die Gemeinnützigkeit wirkt marktregulierend!

Die Baugenossenschaft „meine heimat“ steht vor einer Hofübergabe: Helmut Manzenreiter, zwei Jahrzehnte Vorstandsvorsitzender, zieht sich im Juli zurück. Im Gespräch mit ihm.

Nach Ihren 28 Bürgermeisterjahren wechseln Sie im Juli auch als Vorstandsvorsitzender von „meine heimat“ nach 20 Jahren sozusagen in den Ruhestand. Inwieweit haben sich die Wohnungsbedürfnisse sowie der Wohnungsmarkt in dieser Zeit verändert?
MANZENREITER: Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Qualität im gemeinnützigen Wohnbau in den letzten zwei Jahrzehnten enorm zugenommen hat. Nicht zuletzt durch die Auflagen des Landes und die Qualitätssteigerung im Baugewerbe, verbunden mit neuen Baustoffen und Materialien. Ebenso ist festzuhalten, dass trotz des Baubooms vor allem in den Ballungszentren der gemeinnützige Wohnbau weiterhin gefragt sein wird.

MAEKTREGULIEREND
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um bezahlbaren Wohnraum für Mitglieder zu erhalten oder zu schaffen?
Grundlage ist das Gemeinnützigkeitsgesetz, in dem geregelt ist, dass wir nicht den gewinngetriebenen Marktmechanismen unterliegen. Leistbarer Wohnraum resultiert auch daraus, dass Kommunen vergünstigte Bauflächen zur Verfügung stellen, ebenso die Wohnbauförderung des Landes mit günstigen Darlehen und die Mietkostenzuschüsse. Dies mündet eins zu eins in erschwinglicherem Mietraum.

ZIELE IM WESENTLICHEN UNVERÄNDERT
Wie sieht die langfristige Vision von „meine heimat“ aus, und welche Ziele werden verfolgt?
Die Ziele haben sich seit Bestehen der Gemeinnützigkeit im Grunde in den letzten 110 Jahren nicht wesentlich verändert. Primäre Aufgabe bleibt, für Menschen, die sich am freien Markt Wohnraum nicht sichern können, günstigen Wohnraum zu schaffen. Die Ziele, die Zielgruppe, haben sich nicht verändert, und werden sich auch nicht verändern.

„STAAT BRAUCHT EIN KORREKTIV“
Was haben Sie als Ihre Mission für „meine heimat“ betrachtet?
Von meiner Jugend auf bin ich politisch interessiert, und für mich war immer klar: Die Starken können es sich richten. Deshalb braucht der Staat, pauschal gesagt, ein Korrektiv im Sinne der Schwächeren. Das ist für „meine heimat“ die wesentlichste, ja einzige Mission.

LETZTE GASHEIZUNG ABGEDREHT
Stichwort „Nachhaltigkeit“: Welche Initiativen setzt „meine heimat“ zum Thema „grünes Wohnen“?
„meine heimat“ hat im Vorjahr in Villach die letzte Gasheizung abgedreht. Wir setzen ganz stark auf Fernwärme, die ja größtenteils aus industrieller Abwärme gewonnen wird, wie etwa aus der Arnoldsteiner Restmüllverbrennung. Da sind wir nahezu 100-prozentig grün.

„WIR SIND NICHT GEWINNGETRIEBEN“
Was unterscheidet am Beispiel „meine heimat“ den privaten vom gemeinnützigen Wohnbau?
Wir sind eben nicht gewinngetrieben. Es gibt keine Shareholder, die Gewinnentnahmen machen, die mit der Baugenossenschaft verdienen.

Teurerer privater Wohnbau, günstigerer sozialer Wohnbau, aber in der Bau- und Wohnqualität schwächer. Teilen Sie diese Meinung?
Es gibt im privaten Wohnbau Luxusbereiche, aber ansonsten ist der geförderte, gemeinnützige Wohnbau – ich kann nur für „meine heimat“ sprechen – in der Qualität besser. Das wird mir gerade bei Wohnungsübergaben von Baufachleuten immer wieder bestätigt.

„VERMEHRT IN LÄNDLICHE BEREICHE“
„meine heimat“ hält in Villach mehr als 6.000 Wohnungen, kärntenweit sind es weit über 10.000. Wo sehen Sie „Ihre“ Baugenossenschaft in zehn Jahren?
Ich bin davon überzeugt, dass der gemeinnützige Wohnbau weiterhin nötig sein wird, weil sich ja das Verhältnis zwischen höheren und niedrigeren Einkommen nicht verändern wird. Wegen der Phantasiepreise, die auch teils schon in Villach für Baugründe verlangt werden, wird sich der soziale Wohnbau meiner Meinung nach vermehrt in ländliche Bereiche bewegen, vor allem dorthin, wo sich mit der takt­optimierten S-Bahn gute Verbindungen ergeben, Richtung Velden, Drautal, Gailtal oder Rosental.

„… DIE ZEITEN ÄNDERN SICH“
Als Bürgermeister prägten Sie 28 Jahre die Geschicke Villachs. Wie sehen beziehungsweise erleben Sie die gegenwärtige Entwicklung der Stadt und des Landes?
Der Schwung der Wirtschaftsentwicklung ist ungebrochen. Die Lokomotive Infineon ist ein Glück für den Standort. Dass sich die kommunale Politik und die Zeiten ändern, ist ganz normal, auch die handelnden Personen. Die erfolgte politische Beruhigung im Lande macht die Arbeitsbedingungen für die Wirtschaft berechenbarer. Arbeitsplätze und Einkommen sind nun einmal die wichtigsten Faktoren.

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Die Baugenossenschaft „meine heimat“ steht vor einer Hofübergabe: Helmut Manzenreiter, zwei Jahrzehnte Vorstandsvorsitzender, zieht sich im Juli zurück. Im Gespräch mit ihm.

Nach Ihren 28 Bürgermeisterjahren wechseln Sie im Juli auch als Vorstandsvorsitzender von „meine heimat“ nach 20 Jahren sozusagen in den Ruhestand. Inwieweit haben sich die Wohnungsbedürfnisse sowie der Wohnungsmarkt in dieser Zeit verändert?
MANZENREITER: Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Qualität im gemeinnützigen Wohnbau in den letzten zwei Jahrzehnten enorm zugenommen hat. Nicht zuletzt durch die Auflagen des Landes und die Qualitätssteigerung im Baugewerbe, verbunden mit neuen Baustoffen und Materialien. Ebenso ist festzuhalten, dass trotz des Baubooms vor allem in den Ballungszentren der gemeinnützige Wohnbau weiterhin gefragt sein wird.

MAEKTREGULIEREND
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um bezahlbaren Wohnraum für Mitglieder zu erhalten oder zu schaffen?
Grundlage ist das Gemeinnützigkeitsgesetz, in dem geregelt ist, dass wir nicht den gewinngetriebenen Marktmechanismen unterliegen. Leistbarer Wohnraum resultiert auch daraus, dass Kommunen vergünstigte Bauflächen zur Verfügung stellen, ebenso die Wohnbauförderung des Landes mit günstigen Darlehen und die Mietkostenzuschüsse. Dies mündet eins zu eins in erschwinglicherem Mietraum.

ZIELE IM WESENTLICHEN UNVERÄNDERT
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Die Ziele haben sich seit Bestehen der Gemeinnützigkeit im Grunde in den letzten 110 Jahren nicht wesentlich verändert. Primäre Aufgabe bleibt, für Menschen, die sich am freien Markt Wohnraum nicht sichern können, günstigen Wohnraum zu schaffen. Die Ziele, die Zielgruppe, haben sich nicht verändert, und werden sich auch nicht verändern.

„STAAT BRAUCHT EIN KORREKTIV“
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Von meiner Jugend auf bin ich politisch interessiert, und für mich war immer klar: Die Starken können es sich richten. Deshalb braucht der Staat, pauschal gesagt, ein Korrektiv im Sinne der Schwächeren. Das ist für „meine heimat“ die wesentlichste, ja einzige Mission.

LETZTE GASHEIZUNG ABGEDREHT
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„meine heimat“ hat im Vorjahr in Villach die letzte Gasheizung abgedreht. Wir setzen ganz stark auf Fernwärme, die ja größtenteils aus industrieller Abwärme gewonnen wird, wie etwa aus der Arnoldsteiner Restmüllverbrennung. Da sind wir nahezu 100-prozentig grün.

„WIR SIND NICHT GEWINNGETRIEBEN“
Was unterscheidet am Beispiel „meine heimat“ den privaten vom gemeinnützigen Wohnbau?
Wir sind eben nicht gewinngetrieben. Es gibt keine Shareholder, die Gewinnentnahmen machen, die mit der Baugenossenschaft verdienen.

Teurerer privater Wohnbau, günstigerer sozialer Wohnbau, aber in der Bau- und Wohnqualität schwächer. Teilen Sie diese Meinung?
Es gibt im privaten Wohnbau Luxusbereiche, aber ansonsten ist der geförderte, gemeinnützige Wohnbau – ich kann nur für „meine heimat“ sprechen – in der Qualität besser. Das wird mir gerade bei Wohnungsübergaben von Baufachleuten immer wieder bestätigt.

„VERMEHRT IN LÄNDLICHE BEREICHE“
„meine heimat“ hält in Villach mehr als 6.000 Wohnungen, kärntenweit sind es weit über 10.000. Wo sehen Sie „Ihre“ Baugenossenschaft in zehn Jahren?
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Als Bürgermeister prägten Sie 28 Jahre die Geschicke Villachs. Wie sehen beziehungsweise erleben Sie die gegenwärtige Entwicklung der Stadt und des Landes?
Der Schwung der Wirtschaftsentwicklung ist ungebrochen. Die Lokomotive Infineon ist ein Glück für den Standort. Dass sich die kommunale Politik und die Zeiten ändern, ist ganz normal, auch die handelnden Personen. Die erfolgte politische Beruhigung im Lande macht die Arbeitsbedingungen für die Wirtschaft berechenbarer. Arbeitsplätze und Einkommen sind nun einmal die wichtigsten Faktoren.

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