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Dienstag, 19. März 2024

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Aus dem Arbeitsalltag einer UNO-Beamtin, nachhaltige Tourismusstrategien sind ihr Hauptaufgabengebiet

Die Entwicklung nachhaltiger Tourismusstrategien ist ihr Hauptaufgabengebiet. Sie arbeitet in Madrid als UNO-Beamtin für die Welttourismusorganisation UNWTO. Im Interview mit Cordula Wohlmuther, eine gebürtige Riegersdorferin (Marktgemeinde Arnoldstein).

Frau Wohlmuther, wie wird man Mitarbeiterin der Vereinten Nationen für die Welttourismusorganisation UNWTO?
WOHLMUTHER: Indem man sich auf eine Stellenausschreibung bewirbt, die auf einen passt und man durch schriftliche und mündliche Tests überzeugt. Auch Aspekte des Herkunftslandes spielen eine Rolle, denn man versucht, in den UN-Organisationen so viele Nationalitäten wie möglich zu haben.

VERSTÄNDNIS FÜR ZUSAMMENHÄNGE
Welche Voraussetzungen waren erforderlich?
Ein gutes Tourismusverständnis, und da es eine Arbeit für die regionale Abteilung für Europa war, Verständnis für europäische Zusammenhänge und Kenntnisse von Osteuropa mit guten sprachlichen Fähigkeiten, wie in meinem Fall russisch und ukrainisch, die ich durch meine jahrelange Arbeit in Russland und der Ukraine für die OSZE verfeinern konnte.

FÜR EINE BESSERE WELT
Wie erklären Sie einem Laien Ihren Job bei der United Nations World Tourism Organization?
Wir bewerben den Tourismus nicht nur als eine Kraft für wirtschaftliches Wachstum, sondern auch als Instrument für inklusive Entwicklung und für die Nachhaltigkeit in der Umwelt. Dabei bietet die UNWTO weltweit Unterstützung durch Wissensschaffung und der Entwicklung von nachhaltiger Tourismuspolitik an. Also kurz zusammengefasst, versuchen wir, durch den Tourismus eine bessere Welt zu schaffen.

DIE HAUPTAUFGABEN
Welche Hauptaufgabe und Ziele verfolgt die UNWTO?
Die Hauptaufgaben und Arbeitsbereiche umfassen: Schaffen von Wissen, Erziehung und Fortbildung, das Bewerben von nachhaltiger Tourismusentwicklung, das Inkludieren von Tourismus in globale Agenden, die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, den Beitrag von Tourismus zur Armutsbekämpfung und Beschäftigung vorantreiben und auch das Aufbauen von Partnerschaften.

ZUM EINFLUSS DES KRIEGES
Was sind die größten Fragestellungen, mit denen Ihre Organisation derzeit zurechtkommen muss?
Die Zeit nach der Pandemie und der erneute Boost im Tourismus, der hoffentlich nachhaltiger sein wird, wie auch das Verständnis und die Berechnungen zum Einfluss des Krieges in der Ukraine auf diesem Sektor. Darüber hinaus alle anderen großen Fragestellungen, wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Gender und Innovation.

TOURISMUS ALS TREIBER FÜR WACHSTUM
Auf welcher Basis steht die Kooperation zwischen UNWTO und den Institutionen in den Ländern?
Die Basis ist, den Wert von Tourismus als Treiber für sozio-ökonomisches Wachstum und sozioökonomische Entwicklung und seine Miteinbeziehung in nationale und internationale Politik zu bewerben und dazu ein Spielfeld zu schaffen, welches dem Sektor erlaubt, sich zu entwickeln.

ALLMÄHLICHER ANSTIEG
Welche Auswirkungen hatte die Pandemie bis jetzt auf den europäischen Tourismus?
Internationale Ankünfte haben sich weltweit im Jänner 2022 im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppelt, um 130 Prozent. Europa und die amerikanischen Länder sind weiterhin die Regionen mit den stärksten Resultaten. Westeuropa und die Karibik sind die, die am besten abgeschnitten haben. Nach dem unglaublichen Rückgang der weltweiten internationalen Ankünfte 2020 und 2021, jeweils mit einem Minus von 71 Prozent, wird 2022 aber ein allmählicher Anstieg erwartet.

RUSSLAND UND DIE UKRAINE
Wird sich der Russland-Ukraine-Krieg auf den Tourismus auswirken – wenn ja, wie?
Der Konflikt hat bereits Auswirkungen auf die ungleiche und schwache Erholung des Tourismus. Russland und die Ukraine stehen zusammen für vier Prozent aller internationalen Ankünfte in Europa. Beide Länder sind wichtige Quellmärkte, vor allem für Nachbarländer, wie auch europäische Mittelmeerdestinationen, aber auch Ferienzielen wie den Malediven, Seychellen und Sri Lanka. Die Ukraine und Russland machen drei Prozent aller globalen Ausgaben im internationalen Tourismus aus. Wenn der Konflikt weiterhin anhält, dann wäre dies für 2022 ein Verlust von 14 Milliarden Dollar.

Gibt es etwas, was Sie in Spanien besonders vermissen?
Kärntner Kasnudeln und den Kärntner Dialekt.

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