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Freitag, 3. Mai 2024

Unabhängiges Stadt-Umland-Magazin

„Die größte Errungenschaft im präventiven Bereich“

Ihre Erfahrungen aus der Corona-Krise, gefordertes Krankenhaus- und Pflegepersonal, ­Ausbildungsoffensive, schon 120 Gesunde Gemeinden, mit Photovoltaik gegen „Blackouts“. Im Gespräch mit Sozial- und Gesundheitsreferentin Lhstv.in Dr.in Beate Prettner.

Welche Erfahrungen ziehen Sie als Kärntner Gesundheits­referentin bis jetzt aus der Corona-Krise?
PRETTNER: Die Corona-Krise hat uns allen gezeigt, dass fast nichts nicht möglich ist – sowohl im Positiven als auch im Negativen. Ein Beispiel: Im März 2020 wurden wir auf das Übelste beschimpft, weil es den Menschen nicht schnell genug gegangen ist, eine Impfung zu erhalten. Ein paar Monate später sind Menschen gegen die Impfung auf die Straße gegangen und haben von Diktatur gesprochen …

„ES GIBT KEINEN BESSEREN SCHUTZ“
Teile unserer Gesellschaft wollen von einer Impfpflicht ­­­­­­nichts wissen. Was sagen Sie jenen Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen?
Dass es in der Medizin keinen besseren Schutz vor einer Erkrankung gibt als die Impfung. Impfungen sind die größte Errungenschaft im präventiven Bereich in der Geschichte der Medizin! Im Fall von Corona kommt zum Selbstschutz der Schutz seiner Mitmenschen dazu …

„DAS IST UNBESCHREIBLICH“
Corona-Bonus: Nach heftigem Ringen mit dem Bund konnte für das entsprechende Krankenhauspersonal eine Einigung in Form einer Einmalzahlung von 500 Euro erzielt werden. Können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit weiteren Zuwendungen rechnen?
Was das Krankenhaus-, aber auch Pflegepersonal seit Ausbruch der Corona-Pandemie leistet, ist unbeschreiblich. In der Pflege wurde der Bonus bereits zwei Mal ausbezahlt. Sollte die Belastung wider Erwarten beziehungsweise entgegen unseren Hoffnungen auch heuer nicht geringer werden, ja, dann würde ich die Forderung nach einer weiteren Bonuszahlung jedenfalls unterstützen und mich dafür einsetzen.

KÄRNTNER AUSBILDUNGSOFFENSIVE
Bis 2030 werden in Kärnten wegen der immer größer werdenden Zahl an älteren und pflegebedürftigen 4700 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Mit welchen Anreizen soll das nötige Personal gewonnen werden?
Kärnten hat 2018 eine Ausbildungsoffensive begonnen. Wir haben mehrere Sonderausbildungsformen ins Leben gerufen und neue Projekte gestartet. Der Bund lässt in dieser Frage ja vollkommen aus: Er kündigt zwar regelmäßig eine Offensive an, passiert ist bis dato seitens des Bundes gar nichts. Daher werden wir in Kärnten – parallel zu unseren laufenden Maßnahmen – noch heuer ein weiteres und wirklich großes Ausbildungspaket vorlegen.

HERAUSFORDERND
Was zeichnet den Pflegeberuf aus?
Das Pflegepersonal selbst zeichnet großartige emotionale Wärme und soziale Kompetenz aus. Wer solchermaßen für den Pflegeberuf berufen ist, den erwartet zwar eine sehr herausfordernde, aber doch auch sinnstiftende Arbeit. Wer den Menschen Zuneigung gibt, bekommt viel Wärme und Dankbarkeit zurück. Und er ist viel besser bezahlt, als immer wieder kolportiert wird. Nach einjähriger Ausbildung zur Pflegeassistenz steigt man im ersten Berufsjahr mit einem Grundgehalt von rund 2.150 Euro ein. Dazu kommen Nachtdienstzulagen und die Zulagen für Wochenenddienste.

SCHON 120 VON 132 MIT IM BOOT
Beim Thema „Gesundheit“ spielt Prävention eine elementare Rolle. Welche Rolle nimmt hier das Land ein?
Mir liegt Gesundheitsprävention sehr am Herzen! Gesundheitspolitik beginnt ja bei der Erhaltung unserer Gesundheit und nicht bei der Behandlung von Krankheit. Wir setzen in Kärnten vor allem in den zwei elementaren Präventionsbereichen Bewegung und gesunde Ernährung zahlreiche Maßnahme um. Und wir beginnen dabei schon bei den Kleinsten, die Zahl der Gesunden Kindergärten und der Gesunden Volksschulen steigt. Wir bieten mobile Ernährungsberater an, haben die Gesunde Küche in Großbetrieben, von der Krabbelstube bis zum Altersheim, realisiert. Auch die betriebliche Gesundheitsförderung kommt super an. Immerhin haben wir schon 120 von 132 Gemeinden als Gesunde Gemeinden mit an Bord. Leider sind coronabedingt viele Veranstaltungen ins Wasser gefallen – umso mehr Veranstaltungen wird es „danach“ geben …

„FAMILIENCOACHiNG“
Im Vorjahr wurde das Mobile Familiencoaching ins Leben gerufen. Welche Zielvorstellungen sind damit verbunden?
Wir haben gesehen, dass Corona in vielen Familien für „geladene“ Stimmung sorgt. Mir war es ganz wichtig, eine unkomplizierte und schnelle Hilfe zu organisieren. Wir haben die Diakonie mit ihren Experten mit ins Boot geholt und den Mobilen Familiencoach gestartet. Es funktioniert wirklich simpel – und wird stark angenommen: Familien mit Konfliktpotenzial rufen beim Familiencoaching an, der Coach setzt sich ins Auto, fährt zur Familie und hilft vor Ort mit Gesprächen, Tipps, Coachings.

„IN WERNBERG INNOVATIVE WEGE“
Haben sich die Erwartungen, die in das Wohn-, Therapie- und Betreuungszentrum Wernberg gesetzt wurden, erfüllt?
Absolut! Wir gehen hier wirklich innovative Wege. Aufgrund der langen Corona-Pandemie konnten wir dieses Angebot leider nie so öffentlich machen, wie es diesem Projekt zustehen würde. Doch wir holen das nach. In diesem Zentrum wird Großartiges geleistet – etwa im Therapiebereich für Schädel-Hirn-Trauma-Patienten.

Es ist davon auszugehen, dass am 5. März 2023 die nächste Landtagswahl stattfindet. Ist damit zu rechnen, dass sich Beate Prettner weiterhin im Kaiser-Team findet?
Einmal Kaiser-Team, immer Kaiser-Team.

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Ihre Erfahrungen aus der Corona-Krise, gefordertes Krankenhaus- und Pflegepersonal, ­Ausbildungsoffensive, schon 120 Gesunde Gemeinden, mit Photovoltaik gegen „Blackouts“. Im Gespräch mit Sozial- und Gesundheitsreferentin Lhstv.in Dr.in Beate Prettner.

Welche Erfahrungen ziehen Sie als Kärntner Gesundheits­referentin bis jetzt aus der Corona-Krise?
PRETTNER: Die Corona-Krise hat uns allen gezeigt, dass fast nichts nicht möglich ist – sowohl im Positiven als auch im Negativen. Ein Beispiel: Im März 2020 wurden wir auf das Übelste beschimpft, weil es den Menschen nicht schnell genug gegangen ist, eine Impfung zu erhalten. Ein paar Monate später sind Menschen gegen die Impfung auf die Straße gegangen und haben von Diktatur gesprochen …

„ES GIBT KEINEN BESSEREN SCHUTZ“
Teile unserer Gesellschaft wollen von einer Impfpflicht ­­­­­­nichts wissen. Was sagen Sie jenen Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen?
Dass es in der Medizin keinen besseren Schutz vor einer Erkrankung gibt als die Impfung. Impfungen sind die größte Errungenschaft im präventiven Bereich in der Geschichte der Medizin! Im Fall von Corona kommt zum Selbstschutz der Schutz seiner Mitmenschen dazu …

„DAS IST UNBESCHREIBLICH“
Corona-Bonus: Nach heftigem Ringen mit dem Bund konnte für das entsprechende Krankenhauspersonal eine Einigung in Form einer Einmalzahlung von 500 Euro erzielt werden. Können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit weiteren Zuwendungen rechnen?
Was das Krankenhaus-, aber auch Pflegepersonal seit Ausbruch der Corona-Pandemie leistet, ist unbeschreiblich. In der Pflege wurde der Bonus bereits zwei Mal ausbezahlt. Sollte die Belastung wider Erwarten beziehungsweise entgegen unseren Hoffnungen auch heuer nicht geringer werden, ja, dann würde ich die Forderung nach einer weiteren Bonuszahlung jedenfalls unterstützen und mich dafür einsetzen.

KÄRNTNER AUSBILDUNGSOFFENSIVE
Bis 2030 werden in Kärnten wegen der immer größer werdenden Zahl an älteren und pflegebedürftigen 4700 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Mit welchen Anreizen soll das nötige Personal gewonnen werden?
Kärnten hat 2018 eine Ausbildungsoffensive begonnen. Wir haben mehrere Sonderausbildungsformen ins Leben gerufen und neue Projekte gestartet. Der Bund lässt in dieser Frage ja vollkommen aus: Er kündigt zwar regelmäßig eine Offensive an, passiert ist bis dato seitens des Bundes gar nichts. Daher werden wir in Kärnten – parallel zu unseren laufenden Maßnahmen – noch heuer ein weiteres und wirklich großes Ausbildungspaket vorlegen.

HERAUSFORDERND
Was zeichnet den Pflegeberuf aus?
Das Pflegepersonal selbst zeichnet großartige emotionale Wärme und soziale Kompetenz aus. Wer solchermaßen für den Pflegeberuf berufen ist, den erwartet zwar eine sehr herausfordernde, aber doch auch sinnstiftende Arbeit. Wer den Menschen Zuneigung gibt, bekommt viel Wärme und Dankbarkeit zurück. Und er ist viel besser bezahlt, als immer wieder kolportiert wird. Nach einjähriger Ausbildung zur Pflegeassistenz steigt man im ersten Berufsjahr mit einem Grundgehalt von rund 2.150 Euro ein. Dazu kommen Nachtdienstzulagen und die Zulagen für Wochenenddienste.

SCHON 120 VON 132 MIT IM BOOT
Beim Thema „Gesundheit“ spielt Prävention eine elementare Rolle. Welche Rolle nimmt hier das Land ein?
Mir liegt Gesundheitsprävention sehr am Herzen! Gesundheitspolitik beginnt ja bei der Erhaltung unserer Gesundheit und nicht bei der Behandlung von Krankheit. Wir setzen in Kärnten vor allem in den zwei elementaren Präventionsbereichen Bewegung und gesunde Ernährung zahlreiche Maßnahme um. Und wir beginnen dabei schon bei den Kleinsten, die Zahl der Gesunden Kindergärten und der Gesunden Volksschulen steigt. Wir bieten mobile Ernährungsberater an, haben die Gesunde Küche in Großbetrieben, von der Krabbelstube bis zum Altersheim, realisiert. Auch die betriebliche Gesundheitsförderung kommt super an. Immerhin haben wir schon 120 von 132 Gemeinden als Gesunde Gemeinden mit an Bord. Leider sind coronabedingt viele Veranstaltungen ins Wasser gefallen – umso mehr Veranstaltungen wird es „danach“ geben …

„FAMILIENCOACHiNG“
Im Vorjahr wurde das Mobile Familiencoaching ins Leben gerufen. Welche Zielvorstellungen sind damit verbunden?
Wir haben gesehen, dass Corona in vielen Familien für „geladene“ Stimmung sorgt. Mir war es ganz wichtig, eine unkomplizierte und schnelle Hilfe zu organisieren. Wir haben die Diakonie mit ihren Experten mit ins Boot geholt und den Mobilen Familiencoach gestartet. Es funktioniert wirklich simpel – und wird stark angenommen: Familien mit Konfliktpotenzial rufen beim Familiencoaching an, der Coach setzt sich ins Auto, fährt zur Familie und hilft vor Ort mit Gesprächen, Tipps, Coachings.

„IN WERNBERG INNOVATIVE WEGE“
Haben sich die Erwartungen, die in das Wohn-, Therapie- und Betreuungszentrum Wernberg gesetzt wurden, erfüllt?
Absolut! Wir gehen hier wirklich innovative Wege. Aufgrund der langen Corona-Pandemie konnten wir dieses Angebot leider nie so öffentlich machen, wie es diesem Projekt zustehen würde. Doch wir holen das nach. In diesem Zentrum wird Großartiges geleistet – etwa im Therapiebereich für Schädel-Hirn-Trauma-Patienten.

Es ist davon auszugehen, dass am 5. März 2023 die nächste Landtagswahl stattfindet. Ist damit zu rechnen, dass sich Beate Prettner weiterhin im Kaiser-Team findet?
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