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Dienstag, 19. März 2024

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„Da kann ich von ihm sehr viel abschauen“

„Klammer“ – im Oktober kommt der Film in die Kinos. Der junge Schauspieler Julian Waldner (24) verkörpert unseren Nationalhelden in den Tagen seines legendären Olympiasieges 1976 in Innsbruck.

Franz Klammers Abfahrt seines Lebens erfolgte am 5. Februar 1976. Sie wurden 20 Jahre später geboren. Wie schwierig war es, sich in der Person der nationalen Schi-Ikone zu verkörpern?
JULIAN WALDNER: Alle, die mir dieses Ereignis im Rahmen der Vorbereitung erzählten, hatten diese Geschichte so wiedererlebt, als ob es gestern passiert wäre. Das alles war so lebendig und hat nichts an Frische und Aktualität verloren. Das war wie die Mondlandung. Jeder hat irgendwie gewusst, wo er wann mit wem war, als der Franz Klammer Gold geholt hatte. Insofern war es nie schwierig, sich in diese Rolle hineinzuleben.

TRAUM EINES SCHAUSPIELERS
Wie ist das für Sie, gleich in der ersten großen Rolle eine Legende und österreichischen Nationalhelden wie Franz Klammer zu spielen?
Zum einen ist es der Traum eines Schauspielers, gleich nach Absolvierung des Reinhardt-Seminars eine so große Rolle spielen zu dürfen, noch dazu in einem derart professionellen Team, mit einem renommierten Regisseur und einem der höchsten Budgets, mit dem in Österreich je ein Kinofilm produziert wurde. Zum anderen war man über 34 Drehtage hinweg einem immensen Druck ausgesetzt, von fünf Uhr früh bis spätabends. Im Ansatz ähnelt dieser Druck wahrscheinlich jenem Klammers, dem er als 22-Jähriger als Hoffnungsträger für ganz Österreich ausgesetzt war.

BIS ZUM LETZTEN RISIKO
Viele Menschen werden emotional, wenn von Franz Klammer die Rede ist. Was ist aus Ihrem Empfinden so faszinierend an ihm?
Seine Riesenerfolge, kombiniert mit seiner Persönlichkeit. Das hat ihn international berühmt gemacht. Klammer-Style, sagen sie in Amerika zu seiner Fahrweise, weil es um seine unfassbar heroische Art geht, Schi zu fahren, weil er aus dem Bauch herausgefahren ist und bis zum Letzten alles riskiert hat. Franz verkörpert als Vorbild sehr viel, mit dem man sich gut identifizieren kann.

34 Drehtage. Wie viel Klammer oder was von Klammer wird in Ihnen zurückbleiben?
Da bleiben auch für mich viele Anteile zurück, von seiner Denkweise, seiner Art, wie er das Leben überhaupt angeht. Da kann ich von ihm sehr viel abschauen. Ich sage mir oft: Mache es so wie der Franz!

Neben dem Patscherkofel und anderen Dreh-orten wurde auch in Wien gefilmt. Welche Szenen wurden dort aufgenommen?
Alle Innenszenen, die das seinerzeitige Innsbrucker Olympiadorf betreffen, aber auch einiges in der Wohnung von Eva, der späteren Gattin Klammers, wurden in einem Filmstudio aufgenommen. Die Wiener Stadthalle war Schauplatz für die Pressekonferenzen.

Im Einsatz standen auch etliche Stuntfahrer, unter anderen die Stars Werner Heel und Daron Rahlves. Waren auch Sie im Film rennmäßig auf der Olympiapiste unterwegs?
Ja, vor allem am Start, aber teils auch auf der Strecke. Profis wie Heel oder Rahlves und etliche andere haben die Profiarbeit geleistet. Das wird ein echtes Qualitätsmerkmal. Was hier die Rennläufer als Klammer-Doubles aufgeführt haben, war irre und hat mehr mit Kamikaze-Aktionen, als mit Schifahren zu tun. Es sind echt verrückte Bilder, auf die wir uns freuen können.


„Klammer“
Regie: Andreas Schmied – Drehbuch: Elisabeth und Andreas Schmied – Produktion: Epo-Film, Samsara Film, ORF, Sabotage Filmproduktion, Servus TV – Produktionskosten: 5,5 Millionen Euro


„Der Film macht mich
schon stolz – sehr sogar!“

Es waren nicht einmal zwei Minuten (1.45:73 Minuten), die am 5. Februar 1976 durch Franz Klammers Olympiasieg wohl ganz Österreich in kollektiven Freudentaumel stürzten.

Die unglaublichen Geschehnisse um Ihren Olympiasieg 1976 wurden ja medial x-mal aufbereitet. Erzählt der Film vielleicht etwas, das bis jetzt noch nicht ausgesprochen wurde?
FRANZ KLAMMER: (lacht) Der Film erzählt sehr viel. Sagen wir es so: Es ist ein Spielfilm und keine Dokumentation. Deshalb ist da schon ein bisschen Spielraum.

Gefällt Ihnen der Franz Klammer, den Julian Waldner im „Klammer“-Kinofilm verkörpert – erkennen Sie sich in ihm wieder?
Ja, natürlich. Ich habe ihn zwar nur sehr kurz schauspielern gesehen, aber ich glaube, dass er mich gut trifft. Erstens ist er ein Kärntner, wir reden die gleiche Sprache, und zweitens hat sich Julian diese Rolle sehr gut einverleibt.

Was war Ihnen bei der Besetzung der Rolle des seinerzeitigen Franz Klammer besonders wichtig?
Bei der Besetzung der Rolle habe ich eigentlich nicht wirklich einen Einfluss gehabt. Ich wurde, was die Auswahl des Schauspielers betrifft, sozusagen vor vollendete Tatsachen gestellt. Diese Tatsachen waren für mich jedoch sehr zufriedenstellend.

„WOLLTE DIE ABFAHRT GEWINNEN“
Das seinerzeitige Olympiagold machte Franz Klammer unsterblich. Jetzt der Film. Macht
Sie das stolz?

Natürlich macht mich der Film stolz – sehr sogar! Wie soll ich sagen? Ich bin damals Rennen gefahren, und die wollte ich gewinnen. Natürlich auch die Olympiaabfahrt 1976 vom Patscherkofel, und das ist noch nach 45 Jahren einen Kinofilm wert. Also, das war damals nicht nur für mich, sondern für ganz Österreich ein einschneidendes Ereignis, das so lange nachwirkt.

Wer waren die treibenden Kräfte hinter dem Filmprojekt?
Ich muss sagen, die wirklich treibende Kraft war der Christian Kresse von der Kärnten Werbung. Kresse hat das Filmprojekt enorm gepusht und sich auch sehr intensiv dafür eingesetzt, den richtigen Produzenten zu finden und auch die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Bei ihm – auch Ideengeber des Films – sind alle Fäden zusammengelaufen.

„ES TÄTE KEINEN FILM GEBEN“
Bernhard Russi war der Favorit – gesiegt haben jedoch Sie.
Der Favorit war eigentlich schon ich. Na, sagen wir es so: Der Russi war zwar Favorit, weil er die Olympiaabfahrt 1972 gewonnen hat, allerdings war ich 1975 bei allen Rennen vorne. Auch unmittelbar vor Olympia habe ich noch eine Abfahrt für mich entschieden. Dann wollte ich die Olympiaabfahrt einfach gewinnen. Die ganze Dramatik um dieses Rennen wird auch im Film gut zum Ausdruck kommen. Ohne diesen Sieg wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Es täte keinen Film geben, es täte natürlich auch den Mythos Franz Klammer nicht geben.

„VERTRAUTE MEINEN ALTEN BRETTLN“
Fischer wollte Sie mit brandneuen Lochschiern vom Patscherkofel hinunter ins Ziel schicken. Sie fuhren jedoch mit Ihren alten „Brettln“. Weshalb?
Weil das waren die Schier, mit denen ich fast alle Rennen gewonnen habe und mit denen ich alles gewinnen kann. Möglicherweise wäre es mit dem neuen Lochschi auch gut gegangen, aber bei so einem wichtigen Rennen vertraute ich einfach meinen alten Brettln. Auch mein Abfahrtsanzug war schon alt. Aber beide Sachen waren für mich positiv besetzt. Deshalb habe ich so entschieden.

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