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Freitag, 19. April 2024

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Weniger Eigentumsdelikte, aber mehr Internet-Betrug

Hauptmann Dietmar Koller (43), zuvor 16 Jahre im „Cobra“-Einsatzkommando in Wiener Neustadt, Graz und Krumpendorf, leitet seit rund einem Jahr das Kriminalreferat des Stadtpolizeikommandos Villach. Im Gespräch mit ihm über aktuelle Entwicklungen und Trends.

Was sind die wichtigsten Aufgaben eines Leiters der Kriminalabteilung?
KOLLER: Es ist für mich am Wichtigsten, einfach jederzeit auf dem Laufenden zu sein und stets einen Gesamtüberblick zu haben, und zwar nicht nur was unseren Einsatzbereich betrifft, sondern auch übers ganze Bundesland, um so mit meinem Team rasch auf aktuelle strafbare Entwicklungen reagieren zu können. Es ist so, dass sich Kriminelle und ihre Methoden ständig weiterentwickeln. Das heißt auch für uns, permanent dran zu bleiben und dabei entsprechende Gegenstrategien zu entwickeln. In dieser Hinsicht sind wir mit unseren 35 Kolleginnen und Kollegen sehr gut aufgestellt.

CORONA „BERUHIGT“ EIGENTUMSDELIKTE
Ist in der Kriminalstatistik 2020 ein Trend erkennbar – welche Delikte nehmen zu, welche ab?
Als sehr positiv stellen wir fest, dass vor allem Einbruchsdiebstähle, Dämmerungseinbrüche und auch Trickdiebstähle signifikant rückläufig sind. Das liegt darin, dass durch das vermehrte, coronabedingte Home Office und Home Schooling die meisten Häuser und Wohnungen tagsüber nicht mehr verwaist sind – es ist praktisch immer jemand zu Hause. Auch die Zahl der Raubüberfälle oder Taschendiebstähle hat stark abgenommen. Dies liegt in erster Linie darin begründet, dass es in Corona-Zeiten keine Veranstaltungen oder größere Menschenansammlungen gibt. Zugenommen haben hingegen die Internet-Betrügereien und die Cyber-Kriminalität. Da gibt es immer wieder Plattformen, die bei Vorauszahlung Produkte anbieten, die sie aber nie liefern und dann plötzlich wieder verschwinden.

ZWEI DRITTEL WERDEN AUFGEKLÄRT
Die Qualität der Kripo-Arbeit schlägt sich vor allem auch in der Aufklärungsquote nieder. Die deliktische Entwicklung in Ihrem Einsatzbereich?
Da können wir stolz sein – in unserem Einsatzbereich klären wir dank unserer sehr motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als zwei Drittel der Fälle auf. Herausragend war zuletzt auch die Aufklärung von Serieneinbrüchen in bestimmten Lebensmittelmärkten. Die so genannten Ackerboxen sind für Kleinkriminelle natürlich wie Selbstbedienungsläden. Nachdem die Boxen jedoch in der Regel videoüberwacht sind, forschen wir die Täter ziemlich rasch aus – es sind meist die ohnehin bereits einschlägig bekannten Personen.

BEGEHRTE E-BIKES
Welche Diebsgüter sind derzeit besonders begehrt?
Eine bestimmte Richtung oder ein Trend, wie es früher etwa beim Buntmetall war, ist derzeit nicht erkennbar. Begehrt sind E-Bikes. Es gibt aber nur sehr wenige Anzeigen, weil die Besitzer auf die durchwegs recht teuren Räder gut aufpassen. Zu Diebstählen auf Baustellen kommt es jedoch immer wieder. Ein gestohlener Bagger, der mit GPS ausgestattet war, konnte tief in Slowenien sichergestellt werden. Meist werden Werkzeuge oder Zubehör für Baustellenfahrzeuge entwendet.

GEFÄHRLICH UND BELASTEND
Was ist beim Ausüben des Kripo-Berufs besonders gefährlich beziehungsweise belastend?
Wir können in die Menschen ja nicht hineinschauen, aber gefährlich kann es immer wieder werden. Wir treffen bei Gewalt- oder Suchtgiftdelikten in den meisten Fällen erst am Tatort ein, wenn der Zugriff – etwa durch die „Cobra“ – eigentlich schon passiert ist. Natürlich sind wir bewaffnet, mit Pfefferspray und anderem ausgestattet. Äußerst belastend sind Einsätze, bei denen vor allem Kinder mit im Spiel sind. Das war beispielsweise beim Mordgeschehen im Vorjahr in Drobollach so, wo eine Frau sterbend auf dem Gehsteig lag und ihr Enkel daneben saß. Selbstverständlich können unsere Leute, wenn sie es wollen, nach derartigen Einsätzen zur Abarbeitung des Geschehenen entsprechende Betreuungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen – was auch gemacht wird.

KEINE DROGENSZENE IN VILLACH
Die Drogenproblematik ist ein Dauerthema. Welche Anzeigenbilanz liegt hier vor, haben wir in Villach ein Drogenproblem?
Ein Drogenproblem haben wir in Villach nicht. Allerdings ist Villach aufgrund der geografischen Lage und als erste Stadt hinter den Grenzen zu Italien und Slowenien fallweise so etwas wie eine Drehscheibe ins übrige Österreich, oder wohin auch immer. Eine so genannte Drogenszene gibt es in Villach nicht.

Drogenkonsumenten werden immer jünger. Welche Situation findet sich in dieser Hinsicht an den Villacher Schulen?
Ich kann sagen, hier haben eigentlich keine echten Drogenprobleme. Dazu trägt sicherlich auch die Präventionsarbeit der Villacher Polizei bei.

„BITTE GLEICH 133 ANRUFEN!“
Ihre Ziele für die Kripo-Arbeit in der Draustadt?

Unser bleibendes Ziel ist natürlich die Vermeidung von Straftaten, also eine breite Präventions- und Aufklärungsarbeit, etwa auch was die Dämmerungseinbrüche betrifft. Hier wirken sich oft schon Kleinigkeiten wie Kameraattrappen positiv aus. Wenn sich in einer Siedlung oder Wohnstraße verdächtig wirkende Personen bewegen: Bitte gleich die Nummer 133 anrufen!

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KOLLER: Es ist für mich am Wichtigsten, einfach jederzeit auf dem Laufenden zu sein und stets einen Gesamtüberblick zu haben, und zwar nicht nur was unseren Einsatzbereich betrifft, sondern auch übers ganze Bundesland, um so mit meinem Team rasch auf aktuelle strafbare Entwicklungen reagieren zu können. Es ist so, dass sich Kriminelle und ihre Methoden ständig weiterentwickeln. Das heißt auch für uns, permanent dran zu bleiben und dabei entsprechende Gegenstrategien zu entwickeln. In dieser Hinsicht sind wir mit unseren 35 Kolleginnen und Kollegen sehr gut aufgestellt.

CORONA „BERUHIGT“ EIGENTUMSDELIKTE
Ist in der Kriminalstatistik 2020 ein Trend erkennbar – welche Delikte nehmen zu, welche ab?
Als sehr positiv stellen wir fest, dass vor allem Einbruchsdiebstähle, Dämmerungseinbrüche und auch Trickdiebstähle signifikant rückläufig sind. Das liegt darin, dass durch das vermehrte, coronabedingte Home Office und Home Schooling die meisten Häuser und Wohnungen tagsüber nicht mehr verwaist sind – es ist praktisch immer jemand zu Hause. Auch die Zahl der Raubüberfälle oder Taschendiebstähle hat stark abgenommen. Dies liegt in erster Linie darin begründet, dass es in Corona-Zeiten keine Veranstaltungen oder größere Menschenansammlungen gibt. Zugenommen haben hingegen die Internet-Betrügereien und die Cyber-Kriminalität. Da gibt es immer wieder Plattformen, die bei Vorauszahlung Produkte anbieten, die sie aber nie liefern und dann plötzlich wieder verschwinden.

ZWEI DRITTEL WERDEN AUFGEKLÄRT
Die Qualität der Kripo-Arbeit schlägt sich vor allem auch in der Aufklärungsquote nieder. Die deliktische Entwicklung in Ihrem Einsatzbereich?
Da können wir stolz sein – in unserem Einsatzbereich klären wir dank unserer sehr motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als zwei Drittel der Fälle auf. Herausragend war zuletzt auch die Aufklärung von Serieneinbrüchen in bestimmten Lebensmittelmärkten. Die so genannten Ackerboxen sind für Kleinkriminelle natürlich wie Selbstbedienungsläden. Nachdem die Boxen jedoch in der Regel videoüberwacht sind, forschen wir die Täter ziemlich rasch aus – es sind meist die ohnehin bereits einschlägig bekannten Personen.

BEGEHRTE E-BIKES
Welche Diebsgüter sind derzeit besonders begehrt?
Eine bestimmte Richtung oder ein Trend, wie es früher etwa beim Buntmetall war, ist derzeit nicht erkennbar. Begehrt sind E-Bikes. Es gibt aber nur sehr wenige Anzeigen, weil die Besitzer auf die durchwegs recht teuren Räder gut aufpassen. Zu Diebstählen auf Baustellen kommt es jedoch immer wieder. Ein gestohlener Bagger, der mit GPS ausgestattet war, konnte tief in Slowenien sichergestellt werden. Meist werden Werkzeuge oder Zubehör für Baustellenfahrzeuge entwendet.

GEFÄHRLICH UND BELASTEND
Was ist beim Ausüben des Kripo-Berufs besonders gefährlich beziehungsweise belastend?
Wir können in die Menschen ja nicht hineinschauen, aber gefährlich kann es immer wieder werden. Wir treffen bei Gewalt- oder Suchtgiftdelikten in den meisten Fällen erst am Tatort ein, wenn der Zugriff – etwa durch die „Cobra“ – eigentlich schon passiert ist. Natürlich sind wir bewaffnet, mit Pfefferspray und anderem ausgestattet. Äußerst belastend sind Einsätze, bei denen vor allem Kinder mit im Spiel sind. Das war beispielsweise beim Mordgeschehen im Vorjahr in Drobollach so, wo eine Frau sterbend auf dem Gehsteig lag und ihr Enkel daneben saß. Selbstverständlich können unsere Leute, wenn sie es wollen, nach derartigen Einsätzen zur Abarbeitung des Geschehenen entsprechende Betreuungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen – was auch gemacht wird.

KEINE DROGENSZENE IN VILLACH
Die Drogenproblematik ist ein Dauerthema. Welche Anzeigenbilanz liegt hier vor, haben wir in Villach ein Drogenproblem?
Ein Drogenproblem haben wir in Villach nicht. Allerdings ist Villach aufgrund der geografischen Lage und als erste Stadt hinter den Grenzen zu Italien und Slowenien fallweise so etwas wie eine Drehscheibe ins übrige Österreich, oder wohin auch immer. Eine so genannte Drogenszene gibt es in Villach nicht.

Drogenkonsumenten werden immer jünger. Welche Situation findet sich in dieser Hinsicht an den Villacher Schulen?
Ich kann sagen, hier haben eigentlich keine echten Drogenprobleme. Dazu trägt sicherlich auch die Präventionsarbeit der Villacher Polizei bei.

„BITTE GLEICH 133 ANRUFEN!“
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Unser bleibendes Ziel ist natürlich die Vermeidung von Straftaten, also eine breite Präventions- und Aufklärungsarbeit, etwa auch was die Dämmerungseinbrüche betrifft. Hier wirken sich oft schon Kleinigkeiten wie Kameraattrappen positiv aus. Wenn sich in einer Siedlung oder Wohnstraße verdächtig wirkende Personen bewegen: Bitte gleich die Nummer 133 anrufen!

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