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Samstag, 18. Mai 2024

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Job am Dobratsch: Das Wetter beobachten …

Erwin Walcher und Robert Jonach wohnen und arbeiten im 12. Stock des ORF-Sendeturms auf dem ­Dobratsch. Sie beobachten am Berg Regen, Schnee, Wind und Wetter. Ihre gesammelten Daten sind die Grundlage für die Wetterprognosen, die uns tagtäglich via Fernsehen, Radio und soziale Medien erreichen.

Für Erwin Walcher heißt es wieder Koffer packen. Nachdem er zwei Wochen als Wetterbeobachter im 12. Stock des Sendeturms Dienst verrichtet hat, geht es für den 43-Jährigen in der Früh wieder runter ins Tal. Aber nicht zu Fuß, sondern mit der Betriebsseilbahn nach Bad Bleiberg, die bis zu 160 Meter über der Dobratsch-Nordwand schwebt. Wenn die 14 Tage vorüber sind, übernimmt Robert Jonach, der seit 1992 Jahren mit Leib und Seele „Wetterwart“ auf dem Hausberg der Villacher ist, für die kommenden beiden Wochen die Schicht. Wetterbeobachter wie die beiden gibt es nur noch auf zwei anderen Bergen, auf dem Sonnblick und auf dem Feuerkogel.

SEIT 1921 BEOBACHTUNGSSTATION
Der Job von Erwin Walcher und Robert Jonach auf dem Dobratsch hat eine sehr lange Tradition: Erstmals wurde auf dem Hausberg der Villacher im August 1876 eine tägliche Temperaturmessung durchgeführt, später auch im Juli und September. Am 9. Juli 1921 ging schließlich auf Anregung des Villacher Alpenvereins auf dem Gipfel des Dobratsch eine meteorologische Beobachtungsstation in Betrieb. Zu Beginn war es der Hüttenwirt des ehemaligen Ludwig-Walter-Hauses, der diese Messungen für den Wetterdienst gemacht hat. Heute ist auf dem Dobratsch kärntenweit die einzige Wetterstation, die seit 1953 rund um die Uhr fix besetzt ist.

LESESTOFF GEGEN EINSAMKEIT
Im Jahr 1971 ist die Wetterstation in den neu errichteten ORF-Sendeturm übersiedelt. Und in diesem, im 12. Stock, ist der Arbeitsplatz der beiden. Auch die privaten Räume sowie eine geräumige Küche gibt es dort. Neben Kleidung und viel Lesestoff nehmen sie auch immer die gesamten Essensvorräte mit auf den Berg. Natürlich kehren sie auch immer auf einen Ratscher und ein gutes Essen zum Wirt im Gipfelhaus ein. Die Einsamkeit am Berg macht ihnen nichts. „Wir bekommen regelmäßig Besuch von unseren Familien und Freunden.“

DEN GANZEN TAG BESCHÄFTIGT
Dienstbeginn für die beiden „Wetterfrösche“ ist täglich um 6 Uhr morgens. Ist die Sicht besonders schön, dann liegt ihnen dort hoch oben quasi die wunderschöne Kärntner Landschaft zu Füßen. Bei optimalen Wetterbedingungen reicht die Sicht bis zu 250 Kilometer. Bis 20 Uhr wird dann alle zwei Stunden das Wettergeschehen beobachtet. „Ich bin den ganzen Tag beschäftigt, ich muss ja auch kochen und den Haushalt machen“, schmunzelt Erwin Walcher. Ihre primäre Aufgabe ist es, Wetterdaten, die von automatischen Sensoren nicht erfasst werden, zu sammeln.

VON GRAUPELSCHAUER ÜBER NIESELN BIS…
Gerade in Hinblick auf den Klimawandel sind all die Daten von größtem Wert. Die Aufzeichnungen betreffen beispielsweise die Art der Niederschläge – von Graupelschauer über Nieseln bis hin zum stürmischen Schneefall. Und dieser kann auf dem Villacher Hausberg doch recht heftig ausfallen. So heftig, dass Erwin Walcher einmal die Messlatte dafür nicht mehr gefunden hat.

BASIS FÜR DIE TV-METEOROLOGEN
Die gesammelten Daten werden dann in ein spezielles Programm eingetippt, die direkt in die Rechner der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) in Klagenfurt und in jene auf der Hohen Warte in Wien eingespeist werden. Für die Wetterbeobachtung gibt es einen internationalen Wetterschlüssel. Die Zahl 3 etwa heißt „Kein Niederschlag“. Die gewonnenen Daten bilden dann die Basis für die Meteorologen in den Fernseh- und Radios-Studios für die Erstellung der Wettervorhersagen. „Wir müssen auch regelmäßig die Geräte kontrollieren, wie etwa das Niederschlagsmessgerät, das in der weiß gestrichenen Wetterhütte schräg neben dem Sendeturm stationiert ist.“

Erwin Walcher ist mit Leib und Seele „Wetterfrosch“. In all den Jahren hat er viele Wetterumschwünge auf dem Villacher Hausberg erlebt.
Erwin Walcher ist mit Leib und Seele „Wetterfrosch“. In all den Jahren hat er viele Wetterumschwünge auf dem Villacher Hausberg erlebt.
Robert Jonach ist seit 1992 als Wetterbeobachter auf dem Dobratsch stationiert. Die Einsamkeit auf dem Berg macht ihm nichts aus, er packt immer viel Lesestoff ein.
Robert Jonach ist seit 1992 als Wetterbeobachter auf dem Dobratsch stationiert. Die Einsamkeit auf dem Berg macht ihm nichts aus, er packt immer viel Lesestoff ein.

KRISENSICHERER SENDER
Übrigens: der Dobratsch-Sender ist krisensicher und könnte auch autark senden. Im Erdgeschoss stehen dafür zwei leistungsstarke Notstrom-Dieselaggregate samt Sprit für drei Wochen bereit. Im Falle eines unvorhergesehenen Blackouts könnten somit die Informationen ausgesendet werden – immerhin versorgt der Sender rund eine halbe Million Kärntner mit Radio und Fernsehen.

Text: Birgit Sacherer

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Erwin Walcher und Robert Jonach wohnen und arbeiten im 12. Stock des ORF-Sendeturms auf dem ­Dobratsch. Sie beobachten am Berg Regen, Schnee, Wind und Wetter. Ihre gesammelten Daten sind die Grundlage für die Wetterprognosen, die uns tagtäglich via Fernsehen, Radio und soziale Medien erreichen.

Für Erwin Walcher heißt es wieder Koffer packen. Nachdem er zwei Wochen als Wetterbeobachter im 12. Stock des Sendeturms Dienst verrichtet hat, geht es für den 43-Jährigen in der Früh wieder runter ins Tal. Aber nicht zu Fuß, sondern mit der Betriebsseilbahn nach Bad Bleiberg, die bis zu 160 Meter über der Dobratsch-Nordwand schwebt. Wenn die 14 Tage vorüber sind, übernimmt Robert Jonach, der seit 1992 Jahren mit Leib und Seele „Wetterwart“ auf dem Hausberg der Villacher ist, für die kommenden beiden Wochen die Schicht. Wetterbeobachter wie die beiden gibt es nur noch auf zwei anderen Bergen, auf dem Sonnblick und auf dem Feuerkogel.

SEIT 1921 BEOBACHTUNGSSTATION
Der Job von Erwin Walcher und Robert Jonach auf dem Dobratsch hat eine sehr lange Tradition: Erstmals wurde auf dem Hausberg der Villacher im August 1876 eine tägliche Temperaturmessung durchgeführt, später auch im Juli und September. Am 9. Juli 1921 ging schließlich auf Anregung des Villacher Alpenvereins auf dem Gipfel des Dobratsch eine meteorologische Beobachtungsstation in Betrieb. Zu Beginn war es der Hüttenwirt des ehemaligen Ludwig-Walter-Hauses, der diese Messungen für den Wetterdienst gemacht hat. Heute ist auf dem Dobratsch kärntenweit die einzige Wetterstation, die seit 1953 rund um die Uhr fix besetzt ist.

LESESTOFF GEGEN EINSAMKEIT
Im Jahr 1971 ist die Wetterstation in den neu errichteten ORF-Sendeturm übersiedelt. Und in diesem, im 12. Stock, ist der Arbeitsplatz der beiden. Auch die privaten Räume sowie eine geräumige Küche gibt es dort. Neben Kleidung und viel Lesestoff nehmen sie auch immer die gesamten Essensvorräte mit auf den Berg. Natürlich kehren sie auch immer auf einen Ratscher und ein gutes Essen zum Wirt im Gipfelhaus ein. Die Einsamkeit am Berg macht ihnen nichts. „Wir bekommen regelmäßig Besuch von unseren Familien und Freunden.“

DEN GANZEN TAG BESCHÄFTIGT
Dienstbeginn für die beiden „Wetterfrösche“ ist täglich um 6 Uhr morgens. Ist die Sicht besonders schön, dann liegt ihnen dort hoch oben quasi die wunderschöne Kärntner Landschaft zu Füßen. Bei optimalen Wetterbedingungen reicht die Sicht bis zu 250 Kilometer. Bis 20 Uhr wird dann alle zwei Stunden das Wettergeschehen beobachtet. „Ich bin den ganzen Tag beschäftigt, ich muss ja auch kochen und den Haushalt machen“, schmunzelt Erwin Walcher. Ihre primäre Aufgabe ist es, Wetterdaten, die von automatischen Sensoren nicht erfasst werden, zu sammeln.

VON GRAUPELSCHAUER ÜBER NIESELN BIS…
Gerade in Hinblick auf den Klimawandel sind all die Daten von größtem Wert. Die Aufzeichnungen betreffen beispielsweise die Art der Niederschläge – von Graupelschauer über Nieseln bis hin zum stürmischen Schneefall. Und dieser kann auf dem Villacher Hausberg doch recht heftig ausfallen. So heftig, dass Erwin Walcher einmal die Messlatte dafür nicht mehr gefunden hat.

BASIS FÜR DIE TV-METEOROLOGEN
Die gesammelten Daten werden dann in ein spezielles Programm eingetippt, die direkt in die Rechner der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) in Klagenfurt und in jene auf der Hohen Warte in Wien eingespeist werden. Für die Wetterbeobachtung gibt es einen internationalen Wetterschlüssel. Die Zahl 3 etwa heißt „Kein Niederschlag“. Die gewonnenen Daten bilden dann die Basis für die Meteorologen in den Fernseh- und Radios-Studios für die Erstellung der Wettervorhersagen. „Wir müssen auch regelmäßig die Geräte kontrollieren, wie etwa das Niederschlagsmessgerät, das in der weiß gestrichenen Wetterhütte schräg neben dem Sendeturm stationiert ist.“

Erwin Walcher ist mit Leib und Seele „Wetterfrosch“. In all den Jahren hat er viele Wetterumschwünge auf dem Villacher Hausberg erlebt.
Erwin Walcher ist mit Leib und Seele „Wetterfrosch“. In all den Jahren hat er viele Wetterumschwünge auf dem Villacher Hausberg erlebt.
Robert Jonach ist seit 1992 als Wetterbeobachter auf dem Dobratsch stationiert. Die Einsamkeit auf dem Berg macht ihm nichts aus, er packt immer viel Lesestoff ein.
Robert Jonach ist seit 1992 als Wetterbeobachter auf dem Dobratsch stationiert. Die Einsamkeit auf dem Berg macht ihm nichts aus, er packt immer viel Lesestoff ein.

KRISENSICHERER SENDER
Übrigens: der Dobratsch-Sender ist krisensicher und könnte auch autark senden. Im Erdgeschoss stehen dafür zwei leistungsstarke Notstrom-Dieselaggregate samt Sprit für drei Wochen bereit. Im Falle eines unvorhergesehenen Blackouts könnten somit die Informationen ausgesendet werden – immerhin versorgt der Sender rund eine halbe Million Kärntner mit Radio und Fernsehen.

Text: Birgit Sacherer

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