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Freitag, 26. April 2024

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Pekoll: „E-Autos sind eine besondere Herausforderung“

Das Jahrhundertunwetter im Gegendtalund in Arriach, Mehrwertsteuer auf Spendengelder, die Problematik um E-Autos: Im Gespräch mit Bezirksfeuerwehrkommandant Oberbrandrat Libert Pekoll (Villach-Land).

Neben anderen Blaulichtorganisationen wurden am 29. Juni des Vorjahres beim Jahrhundertunwetter im Gegendtal und in Arriach auch unsere Feuerwehren in höchstem Maße gefordert. Wie sehen Sie rückblickend dieses Ereignis?
PEKOLL: Dieses Unwetter war für uns das größte Katastrophenereignis, das Kärnten jemals heimgesucht hat. Rückblickend muss besonders positiv die hohe Einsatzbereitschaft der Frauen und Männer sowie der hohe technische Standard unserer Wehren herausgestrichen werden. Bereits am Tag eins, also gleich unmittelbar nach dem Unwetter, haben wir mit rund 350 bis 400 Feuerwehrmitgliedern – sie standen gut zehn Tage im Einsatz – aus dem Bezirk Villach-Land und Villach-Stadt den Kampf gegen die Flutschäden aufgenommen. Schon am Tag zwei traf aus Unterkärnten der erste Katastrophenzug ein, und in der Folge standen erstmals in der Bestandsgeschichte alle fünf KAT-Züge mit jeweils 80 bis 100 Kräften vor Ort im Einsatz. Das hat sich sehr bewährt.

„ANFANGS NICHT GENÜGEND BEDACHT“
Was hat im Katastropheneinsatz im Gegendtal und Bereich Arriach besonders gut geklappt – in welchen Bereichen besteht noch Luft nach oben?
Außerordentlich gut geklappt hat die Zusammenarbeit mit allen anderen Einsatzorganisationen. Luft nach oben gibt es insofern noch, dass es nicht allein um die Schäden an den Objekten geht, sondern auch um die Beseitigung von Schlamm und Geröll um die Häuser. Das wurde anfangs nicht in genügendem Ausmaß bedacht. Dieses Problem konnte schlussendlich mit den Mitarbeitern und den Gerätschaften zahlreicher heimischer Gemeindebauhöfe noch gut gelöst werden.

„BESTENS AUFGESTELLT“
Aufgrund der Klimaveränderung ist es für die nächsten Unwetter nur eine Frage der Zeit. Was tun unsere Feuerwehren, um sich dagegen zu wappnen?
Grundsätzlich sind wir für Schadensereignisse mit unseren insgesamt 398 freiwilligen Feuerwehren in Kärnten bestens aufgestellt. Im Bezirk Villach-Land verfügen wir über 64 Wehren, davon sieben Betriebsfeuerwehren, mit rund 2700 aktiven Mitgliedern. Dazu kommen noch unsere KAT-Züge, auf die wir bei größeren Schadensereignissen jederzeit zurückgreifen können.

„LÖSUNG NOCH NICHT IN SICHT“
Über Umwege, etwa beim Geräteankauf, werden auch Spenden besteuert. Wie sehen Sie in dieser Hinsicht die Situation?
Das ist bei unseren Feuerwehren nach wie vor ein viel diskutiertes Thema. Wenn etwa für die Anschaffung von Fahrzeugen und Geräten Spendengelder fließen, sollte endlich die Mehrwertsteuer ausgesetzt werden. Der Bundesfeuerwehrverband ist zwar an der Sache dran, doch eine bundeseinheitliche Lösung ist noch nicht wirklich in Sicht. Hier sehen wir vor allem die Politik gefordert, und wir erwarten, dass dafür ehestmöglich die gesetzlichen Weichen gestellt werden.

KEINE NACHWUCHSSORGEN
Viele Vereine haben Nachwuchsprobleme. Kommt bei der Feuerwehr genügend Jugend nach?
Gott sei Dank plagen uns keine Nachwuchssorgen. Wir schulen derzeit in unseren Feuerwehren im Bezirk insgesamt rund 240 Jugendliche, die in 17 Feuerwehrgruppen aktiv sind. Im Vorjahr kamen eine Gruppe in Treffen mit 26 und ebenfalls eine in Arriach mit 23 Jugendlichen hinzu.

Mit den Frauen gemeinsam durchs Feuer: Wie hoch ist der Frauenanteil aktuell bei unseren Bezirkswehren – Tendenz?
Der Frauenanteil bewegt sich bei fünf bis sieben Prozent und ist gleichbleibend. Ich kann sagen, das Teamwork mit den Frauen funktioniert bestens, weil sie einfach mit großem Engagement bei der Sache sind.

Gibt es noch Wehren, bei denen die Männer eher noch unter sich bleiben möchten?
Ja, bei der einen oder anderen Feuerwehr, die konservativ oder traditionell geprägt ist, ist es noch so. Aber grundsätzlich werden Frauen, die sich bei der Feuerwehr einbringen wollen, natürlich gerne aufgenommen.

BEI E-AUTO-AKKUS GIBT ES KEIN LÖSCHEN
Bei einem Unfall – sind die E-Autos eine besondere Herausforderung?
Ja, definitiv! Wenn der Akku brennen sollte, müssen wir ihn praktisch brennen lassen, weil es kein Löschen gibt. Was dann zu tun bleibt, ist eigentlich nur, das betreffende Unfallfahrzeug als Ganzes längere Zeit in einen gesicherten Bereich zu bringen, also zur Abkühlung in einen Quarantäne-Container. Bei einem leichteren Crash – die jeweiligen Modellpläne stehen uns zur Verfügung – müssen wir aber schauen, wo sich die Batterie genau befindet, damit wir sie nicht etwa mit der Bergeschere beschädigen.

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PEKOLL: Dieses Unwetter war für uns das größte Katastrophenereignis, das Kärnten jemals heimgesucht hat. Rückblickend muss besonders positiv die hohe Einsatzbereitschaft der Frauen und Männer sowie der hohe technische Standard unserer Wehren herausgestrichen werden. Bereits am Tag eins, also gleich unmittelbar nach dem Unwetter, haben wir mit rund 350 bis 400 Feuerwehrmitgliedern – sie standen gut zehn Tage im Einsatz – aus dem Bezirk Villach-Land und Villach-Stadt den Kampf gegen die Flutschäden aufgenommen. Schon am Tag zwei traf aus Unterkärnten der erste Katastrophenzug ein, und in der Folge standen erstmals in der Bestandsgeschichte alle fünf KAT-Züge mit jeweils 80 bis 100 Kräften vor Ort im Einsatz. Das hat sich sehr bewährt.

„ANFANGS NICHT GENÜGEND BEDACHT“
Was hat im Katastropheneinsatz im Gegendtal und Bereich Arriach besonders gut geklappt – in welchen Bereichen besteht noch Luft nach oben?
Außerordentlich gut geklappt hat die Zusammenarbeit mit allen anderen Einsatzorganisationen. Luft nach oben gibt es insofern noch, dass es nicht allein um die Schäden an den Objekten geht, sondern auch um die Beseitigung von Schlamm und Geröll um die Häuser. Das wurde anfangs nicht in genügendem Ausmaß bedacht. Dieses Problem konnte schlussendlich mit den Mitarbeitern und den Gerätschaften zahlreicher heimischer Gemeindebauhöfe noch gut gelöst werden.

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Grundsätzlich sind wir für Schadensereignisse mit unseren insgesamt 398 freiwilligen Feuerwehren in Kärnten bestens aufgestellt. Im Bezirk Villach-Land verfügen wir über 64 Wehren, davon sieben Betriebsfeuerwehren, mit rund 2700 aktiven Mitgliedern. Dazu kommen noch unsere KAT-Züge, auf die wir bei größeren Schadensereignissen jederzeit zurückgreifen können.

„LÖSUNG NOCH NICHT IN SICHT“
Über Umwege, etwa beim Geräteankauf, werden auch Spenden besteuert. Wie sehen Sie in dieser Hinsicht die Situation?
Das ist bei unseren Feuerwehren nach wie vor ein viel diskutiertes Thema. Wenn etwa für die Anschaffung von Fahrzeugen und Geräten Spendengelder fließen, sollte endlich die Mehrwertsteuer ausgesetzt werden. Der Bundesfeuerwehrverband ist zwar an der Sache dran, doch eine bundeseinheitliche Lösung ist noch nicht wirklich in Sicht. Hier sehen wir vor allem die Politik gefordert, und wir erwarten, dass dafür ehestmöglich die gesetzlichen Weichen gestellt werden.

KEINE NACHWUCHSSORGEN
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Gott sei Dank plagen uns keine Nachwuchssorgen. Wir schulen derzeit in unseren Feuerwehren im Bezirk insgesamt rund 240 Jugendliche, die in 17 Feuerwehrgruppen aktiv sind. Im Vorjahr kamen eine Gruppe in Treffen mit 26 und ebenfalls eine in Arriach mit 23 Jugendlichen hinzu.

Mit den Frauen gemeinsam durchs Feuer: Wie hoch ist der Frauenanteil aktuell bei unseren Bezirkswehren – Tendenz?
Der Frauenanteil bewegt sich bei fünf bis sieben Prozent und ist gleichbleibend. Ich kann sagen, das Teamwork mit den Frauen funktioniert bestens, weil sie einfach mit großem Engagement bei der Sache sind.

Gibt es noch Wehren, bei denen die Männer eher noch unter sich bleiben möchten?
Ja, bei der einen oder anderen Feuerwehr, die konservativ oder traditionell geprägt ist, ist es noch so. Aber grundsätzlich werden Frauen, die sich bei der Feuerwehr einbringen wollen, natürlich gerne aufgenommen.

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Ja, definitiv! Wenn der Akku brennen sollte, müssen wir ihn praktisch brennen lassen, weil es kein Löschen gibt. Was dann zu tun bleibt, ist eigentlich nur, das betreffende Unfallfahrzeug als Ganzes längere Zeit in einen gesicherten Bereich zu bringen, also zur Abkühlung in einen Quarantäne-Container. Bei einem leichteren Crash – die jeweiligen Modellpläne stehen uns zur Verfügung – müssen wir aber schauen, wo sich die Batterie genau befindet, damit wir sie nicht etwa mit der Bergeschere beschädigen.

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