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Sonntag, 5. Mai 2024

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Kelag Energie & Wärme investiert 32 Millionen Euro

Millioneninvestition, Hilfsmaßnahmenpaket für niedrige Einkommensbezieher, die Bedeutung der Biomasse, Nutzung von industrieller Abwärme, Blick in die Zukunft: Im Gespräch mit Adolf Melcher, Geschäftsführer Kelag Energie & Wärme.

Die hohe Inflation verursacht für die Bürgerinnen und Bürger ebensolche Kosten. Um dem entgegen zu wirken, hat die Kelag Energie & Wärme mit der Stadt Villach ein Hilfsmaßnahmenpaket vereinbart. Was beinhaltet dieses Paket?
MELCHER: Hintergrund dafür sind die stark gestiegenen Rohstoffpreise. Das kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das hieß für uns und die Stadt, für Familien und Menschen mit niedrigeren Einkommen eine Möglichkeit zur Entlastung in Höhe von 280 Euro zu schaffen. Dieser Betrag rabattiert weitgehend die Preiserhöhungen, die es gegeben hat. Diese Initiative gilt nicht nur für Villach, sondern für unsere Fernwärmekunden kärntenweit. Dazu bietet die Stadt den in Frage kommenden Beziehern der Unterstützung Beratungen an. Das machen auch einige Wohnbaugenossenschaften. Nähere Informationen bitte auf
www.kew.at/hilfspaket.

Worin liegt die Kernkompetenz Ihres Unternehmens?
Unsere Kernkompetenzen verteilen sich auf mehrere Bereiche, in Summe in der nachhaltigen Produktion von Wärme einerseits und andererseits auch in der Wärmeversorgung der Städte und Gemeinden.

GUT FÜR GROSSTECHNISCHEN EINSATZ
Welches Gewicht misst die Kelag Energie & Wärme zur Wärmeerzeugung der Biomasse bei?
Für die Reduktion von CO2 und Erreichung der Klimaziele ist eine Reihe von Themen zu berücksichtigen. Keine Frage, ein Thema ist dabei auch die Biomasse, die sich – wie die Beispiele Villach oder Spittal zeigen – vor allem für den großtechnischen Einsatz gut eignet und auch für die Energiewende bedeutsam ist. Etwa die Hälfte der Wärme, die wir zur Verfügung stellen, stammt aus lokaler industrieller Abwärme, 30 bis 35 Prozent aus Biomasse, der restliche Teil ist noch fossil.

IN DER FORSTWIRTSCHAFTLICHEN KETTE
Welche Bedeutung hat Kelag Energie & Wärme für die heimische Forstwirtschaft?
Die Kelag Energie & Wärme ist ein wesentlicher Kunde der Holz- und Sägeindustrie, weil Holzfraktionen anfallen, die für die Wärmeerzeugung verwertet werden können. Also, wir sind hier am Markt schon ein größerer Player und ein nicht unwesentlicher Teil der forstwirtschaftlichen Kette. Unser Einkaufsvolumen bewegt sich im Millionen-Euro-Bereich.

FERNWÄRME AUS ABWASSER?
Die Nutzung industrieller Abwärme gilt als intelligenter Schritt. Welchen Stellenwert nimmt diese Form der Wärmegewinnung in Ihrem Unternehmen ein?
Der größte Anteil an erneuerbarer Energie, die wir einsetzen, stammt von industrieller Abwärme. Die größte Quelle ist die VOEST in Linz, es folgt die Kärntner Restmüllverwertung in Arnoldstein. Bedeutende Quellen in Kärnten sind auch die Firmen Mondi in Frantschach und Funder in St. Veit. Abwärme wird uns auch bei der Energiewende weiterbringen. Wir müssen hier alles nutzen. Das ist Wärme, die schon da ist. Jetzt machen wir den nächsten Schritt und prüfen den Einsatz von Wärmepumpen. Dies könnte ein Thema für die energetische Nutzung von Abwasser sein. Das heißt, wir wollen auch über weniger temperiertes Wasser Wärme gewinnen.

„Wir bauen in Villach das Fernwärmenetz jährlich um fünf bis acht Kilometer aus.“

GF ADOLF MELCHER

„FÜR DIE NÄCHSTEN FÜNF JAHRE“
Die Stadt Villach wächst rasant, alle zwei Jahre um rund eintausend Personen. Dementsprechend muss auch die Energie-Infrastruktur sozusagen mitwachsen. Wie reagiert Kelag Energie & Wärme darauf?
Indem wir gerade 32 Millionen Euro bereitstellen. Wir werden das Biomasseheizwerk in St. Agathen vergrößern. Der Standort wird um einen 12-MW-Heizkessel erweitert. Das sollte für die nächsten fünf Jahre reichen. Dazu bauen wir in Villach das Fernwärmenetz jährlich um fünf bis acht Kilometer aus und schließen jeweils 50 bis 200 neuen Kundinnen und Kunden an. Die Kelag Energie & Wärme ist Partner der Stadt Villach und wird mit Ihrer nachhaltigen Energieversorgung auch die Entwicklung der Stadt entsprechend ermöglichen.

GRÜNER STROM VOM DACH
Die Photovoltaik boomt. Wie können Hauseigentümer oder Mieter über Kelag Energie & Wärme durch die Kraft der Sonne profitieren?
Dafür wurde bereits das Mieterstrommodell initiiert. Das heißt, was den solaren Eigenverbrauch anbelangt, sind Wohnungen mit Einfamilienhäusern gleichgestellt. Mit der gemeinnützigen Baugenossenschaft „meine heimat“ läuft bereits eine größere Kooperation, auch mit weiteren Wohnungserrichtern. Es sollen jährlich rund 200 Mietwohnungen neu mit grünem Strom vom Dach versorgt werden. Damit werden bald mehr als 1000 Villacher Wohnungen Strom vom Dach beziehen.

Wir wollen bei der Ökologisierung der Wärmeversorgung in Österreich eine maßgebliche Rolle spielen.

GF ADOLF MELCHER

VOR GROSSEN ENTSCHEIDUNGEN
Sie sind in verschiedenen Positionen seit über 20 Jahren für das Wärmegeschäft verantwortlich. Was erachten Sie rückblickend als die markantesten Veränderungen beziehungsweise Entwicklungen in dieser Zeitspanne?
Vor rund 35 Jahren haben die damaligen Verantwortungsträger den Mut zum Risiko gehabt, mit langem Atem für etwas Neues. Wir haben in St. Andrä im Lavanttal sechs Gigawattstunden verkauft, heute sind es österreichweit 2000. Derzeit stehen wir in Europa, Österreich und Kärnten wieder vor großen Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Werden wir als Gesellschaft davon profitieren oder nicht? Glauben wir an eine Welt, die von erneuerbare Energie geprägt ist – ja oder nein? Es stellt sich die Frage: Wo wird sich die Industrie hinkünftig ansiedeln? Sicher dort, wo genug erneuerbare Energie ist, weil – wie zu sehen ist – dieses Thema konsequent verfolgt wird, um die Produkte CO2-frei erzeugen zu können.

EINE KLARE STRATEGIE
Schauen wir einmal zehn Jahre voraus. Was beinhalten die Zukunftspläne Ihres Unternehmens?
Die Kelag Energie & Wärme verfolgt in dieser Hinsicht eine klare Strategie. Wir wollen bei der Ökologisierung der Wärmeversorgung in Österreich eine maßgebliche Rolle spielen und unseren Marktanteil im Wärmegeschäft, der sich derzeit bei zehn Prozent bewegt, auf jeden Fall weiter ausbauen.

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MELCHER: Hintergrund dafür sind die stark gestiegenen Rohstoffpreise. Das kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das hieß für uns und die Stadt, für Familien und Menschen mit niedrigeren Einkommen eine Möglichkeit zur Entlastung in Höhe von 280 Euro zu schaffen. Dieser Betrag rabattiert weitgehend die Preiserhöhungen, die es gegeben hat. Diese Initiative gilt nicht nur für Villach, sondern für unsere Fernwärmekunden kärntenweit. Dazu bietet die Stadt den in Frage kommenden Beziehern der Unterstützung Beratungen an. Das machen auch einige Wohnbaugenossenschaften. Nähere Informationen bitte auf
www.kew.at/hilfspaket.

Worin liegt die Kernkompetenz Ihres Unternehmens?
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GUT FÜR GROSSTECHNISCHEN EINSATZ
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Für die Reduktion von CO2 und Erreichung der Klimaziele ist eine Reihe von Themen zu berücksichtigen. Keine Frage, ein Thema ist dabei auch die Biomasse, die sich – wie die Beispiele Villach oder Spittal zeigen – vor allem für den großtechnischen Einsatz gut eignet und auch für die Energiewende bedeutsam ist. Etwa die Hälfte der Wärme, die wir zur Verfügung stellen, stammt aus lokaler industrieller Abwärme, 30 bis 35 Prozent aus Biomasse, der restliche Teil ist noch fossil.

IN DER FORSTWIRTSCHAFTLICHEN KETTE
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Die Kelag Energie & Wärme ist ein wesentlicher Kunde der Holz- und Sägeindustrie, weil Holzfraktionen anfallen, die für die Wärmeerzeugung verwertet werden können. Also, wir sind hier am Markt schon ein größerer Player und ein nicht unwesentlicher Teil der forstwirtschaftlichen Kette. Unser Einkaufsvolumen bewegt sich im Millionen-Euro-Bereich.

FERNWÄRME AUS ABWASSER?
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Der größte Anteil an erneuerbarer Energie, die wir einsetzen, stammt von industrieller Abwärme. Die größte Quelle ist die VOEST in Linz, es folgt die Kärntner Restmüllverwertung in Arnoldstein. Bedeutende Quellen in Kärnten sind auch die Firmen Mondi in Frantschach und Funder in St. Veit. Abwärme wird uns auch bei der Energiewende weiterbringen. Wir müssen hier alles nutzen. Das ist Wärme, die schon da ist. Jetzt machen wir den nächsten Schritt und prüfen den Einsatz von Wärmepumpen. Dies könnte ein Thema für die energetische Nutzung von Abwasser sein. Das heißt, wir wollen auch über weniger temperiertes Wasser Wärme gewinnen.

„Wir bauen in Villach das Fernwärmenetz jährlich um fünf bis acht Kilometer aus.“

GF ADOLF MELCHER

„FÜR DIE NÄCHSTEN FÜNF JAHRE“
Die Stadt Villach wächst rasant, alle zwei Jahre um rund eintausend Personen. Dementsprechend muss auch die Energie-Infrastruktur sozusagen mitwachsen. Wie reagiert Kelag Energie & Wärme darauf?
Indem wir gerade 32 Millionen Euro bereitstellen. Wir werden das Biomasseheizwerk in St. Agathen vergrößern. Der Standort wird um einen 12-MW-Heizkessel erweitert. Das sollte für die nächsten fünf Jahre reichen. Dazu bauen wir in Villach das Fernwärmenetz jährlich um fünf bis acht Kilometer aus und schließen jeweils 50 bis 200 neuen Kundinnen und Kunden an. Die Kelag Energie & Wärme ist Partner der Stadt Villach und wird mit Ihrer nachhaltigen Energieversorgung auch die Entwicklung der Stadt entsprechend ermöglichen.

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Dafür wurde bereits das Mieterstrommodell initiiert. Das heißt, was den solaren Eigenverbrauch anbelangt, sind Wohnungen mit Einfamilienhäusern gleichgestellt. Mit der gemeinnützigen Baugenossenschaft „meine heimat“ läuft bereits eine größere Kooperation, auch mit weiteren Wohnungserrichtern. Es sollen jährlich rund 200 Mietwohnungen neu mit grünem Strom vom Dach versorgt werden. Damit werden bald mehr als 1000 Villacher Wohnungen Strom vom Dach beziehen.

Wir wollen bei der Ökologisierung der Wärmeversorgung in Österreich eine maßgebliche Rolle spielen.

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VOR GROSSEN ENTSCHEIDUNGEN
Sie sind in verschiedenen Positionen seit über 20 Jahren für das Wärmegeschäft verantwortlich. Was erachten Sie rückblickend als die markantesten Veränderungen beziehungsweise Entwicklungen in dieser Zeitspanne?
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EINE KLARE STRATEGIE
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