Neue Chancen durch die Koralmbahn, geplanter Hochwasserschutz in Warmbad, viele neue Wohnungen über geförderten Wohnbau, neue Regeln für Wohnungswerber, 500 statt 100 Kinderbetreuungsplätze: Im Gespräch mit Bürgermeister Günther Albel.
Am 14. Dezember nimmt die Koralmbahn offiziell ihren Betrieb auf. Spüren Sie eine gewisse Aufbruchsstimmung, eine Zukunftshoffnung, oder befürchten eher eine Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte Richtung Ostösterreich?
ALBEL: Angst ist in der Politik kein guter Begleiter. Es geht darum, die Chancen, die sich aus neuen Situationen ergeben, zu nutzen. Der Bahnverkehr darf nicht einfach durchfließen, sondern muss für Villach und Kärnten Wertschöpfung bringen. Mit der Koralmbahn – von Graz nach Villach in 66 Minuten – entstehen völlig neue Möglichkeiten. Unsere Stadt hat viel zu bieten: im Bereich der Bildung, Lebensqualität, als Wirtschaftsstandort und vieles mehr. Jetzt gilt es, das Potential abzuschöpfen, das sich für Villach als Schnittpunkt im Alpen-Adria-Raum und attraktives Endziel sowie den Zentralraum bietet. Gemeinsam mit dem Land Kärnten werden wird das Beste erreichen!
UNTERSTÜTZUNG AUS VILLACH
LR Daniel Fellner soll auf Peter Kaiser als Landeshauptmann folgen. Was ist Ihre Erwartungshaltung gegenüber Kaisers möglichem Nachfolger?
Er hat schon mit seiner Bewerbung hohes Verantwortungsgefühl gezeigt. Daniel Fellner hat bereits mutige, richtige Aussagen und Feststellungen getroffen. Er hat unterstrichen, dass jene, die sich nicht an unsere Gesetze halten, Konsequenzen zu erwarten haben. Begrüßenswert ist seine Ansage, in der Verwaltung neue Wege zu gehen – durch Umstrukturierungen, Einsparungen, größere Effizienz und das Vorantreiben wichtiger Projekte. Aus Villach kann er mit großer Unterstützung rechnen. Peter Kaiser hat Kärnten im positiven Sinne verändert, auch die Sprache und den Umgang miteinander. Das sollte auf jeden Fall so bleiben.
„MAIBACHL BLEIBT VÖLLIG UNBERÜHRT“
Die für Warmbad geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen lösten zuletzt einige Diskussionen aus. Was ist tatsächlich vorgesehen?
Zugrunde liegt die Tatsache, dass die EU und der Bund die Gemeinden aufforderten, ihre Hochwasserschutzpläne zu aktualisieren und zu evaluieren. Das tun wir und haben zuletzt schon an Drau und Gail mit Bund und Land zehn Millionen Euro investiert. Auch Gebiete in Warmbad und der nahen Umgebung sind als Risikobereiche ausgewiesen. Das verpflichtet uns zu Hochwasser-Schutzmaßnahmen. Ansonsten könnten Haftungsfragen schlagend werden. Um bei möglichen Starkregenereignissen dem Wasser wirksam zu begegnen, werden für einen verzögerten Abfluss Rückhaltebecken geschaffen. Die Ausführung erfolgt naturnah mit Erdwällen und Steinschlichtungen, also über Anregung und im Sinne der Bürgerinitiative. Das Maibachl muss nicht gerettet werden, weil es von den geplanten Maßnahmen völlig unberührt bleibt.
„HABEN HART DAFÜR GEKÄMPFT“
Der soziale, geförderte Wohnbau gewinnt immer mehr an Bedeutung. Mit welchen Kontingenten können die Villacherinnen und Villacher für die kommenden Jahre rechnen?
Wir haben hart dafür gekämpft, dass neben der Wohnbauförderung des Landes auch Mittel des Bundes aus dem Sonderwohnbau-Kontingent fließen. Wir können für die nächsten Jahre Hunderte neue, geförderte Wohnungen erwarten. Das ist für unsere wachsende Stadt gut, ebenso ein Impuls für die Bauwirtschaft, deren Krise auch in Villach angekommen ist. Zudem wirkt der geförderte Wohnbau preisregulierend und sorgt für Preisstabilität.
NEUE REGELN FÜR WOHNUNGSWERBER
Was sehen die neuen Regeln für Wohnungsvergaben vor?
Das ist nach Tausenden Hausbesuchen über meine Initiative ein sehr wichtiges Anliegen. Auffällig dabei war, dass es im Zusammenleben oft zu Meinungsverschiedenheiten kommt, weil Sprachkenntnisse fehlen. Als Kriterium für Wohnungsvergaben wurde das Sprachniveau von A2 auf B1 angehoben. Auch ein Wertekatalog, den wir aufgelegt haben, ist zu beachten. Zudem müssen Wohnungswerber ihren Wohnsitz seit mindestens fünf Jahren in Villach haben. Extrem wichtig war mir, dass Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, bei der Wohnungsvergabe Vorteile haben:
Rund 100 neue Kinderbetreuungsplätze wurden vor ein paar Jahren angepeilt, bis 2027 soll es nun 500 geben?
2021 wurde die Errichtung von 100 Kindergartenplätzen bis 2027 beschlossen. Derzeit stehen wir bei 400, und es werden noch mehr. Das kostet natürlich einiges. Der Abgang hat sich in diesem Bereich auf rund 16 Millionen Euro verdoppelt und belastet unser Budget entsprechend. Doch es ist unserer Stadt ein wichtiges Anliegen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch unter schwierigen Bedingungen zu ermöglichen.
Es fällt auf, dass Sie sich als Bürgermeister verstärkt mit Videos und künftig auch mit einem Podcast direkt an die Bevölkerung wenden. Was erwarten Sie sich von dieser Art der Informationsvermittlung?
Es gibt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die der Frage nachgeht, woher Menschen Informationen beziehen. Es ist so, dass sich bis zu 70 Prozent der jungen Menschen ihre Informationen nur noch online beschaffen. Das heißt, wir müssen uns mit höchster Transparenz dorthin bewegen, wo Menschen ihre Informationen abholen: ins Internet, Videos und Postcasts. Podcasts bieten die Möglichkeit, Bürgerinnen und Bürger aus erster Hand zu informieren.









