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Freitag, 18. Juli 2025

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Wenn Mensch muss

Seit gut 300.000 Jahren ist der Homo sapiens nun auf dieser Welt. Und in diesem erdgeschichtlichen Wimpernschlag hat er es geschafft, sich von der Savanne Afrikas über die Regenwälder Südamerikas bis hin zur Tundra in Sibirien, dem Outback in Australien oder eben im satten Grün Mitteleuropas anzusiedeln. Das hat er nicht geschafft, weil er etwa so „wissend“ ist, wie sein lateinischer Name vermuten ließe. Der Grund war ein anderer, nämlich seine enorme Anpassungsfähigkeit.

Das ist in der Natur freilich keine Ausnahme, allerdings ist es bemerkenswert, dass der Mensch so gut wie mit jeder Witterung zurecht kommt. Wenn er muss. Wenn ich im Hochsommer aus der stickigen Stadthitze aufs Land flüchte, dann gebe ich dem Homo sapiens in mir aber gar nicht die Möglichkeit, sich anzupassen. Und wenn mich Arbeit, Freizeitstress und vermeintliche Ideale durch den Alltag peitschen, dann bleibt ebenfalls nicht mehr viel Spielraum, sich über Veränderungen Gedanken zu machen. Weiter wie bisher, einfach, weil man muss.

Erst wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, weil der Hang hinterm Haus ins Rutschen kommt, hat Mensch wohl das selbe Gefühl in der Magengrube wie unsere entfernten Vorfahren, wenn plötzlich ein Säbelzahntiger in der Höhle zu Besuch erscheint. Freilich nicht, um zu plaudern, sondern um zu bleiben. Denn erst im Moment der Katastrophe sind wir an unsere eigene Unbeholfenheit als kleiner Teil der großen Zusammenhänge im Lauf der Natur erinnert. Und plötzlich müssen wir.

Ob wir mehr Hochwasserverbauung oder Renaturierung brauchen, ob höhere Katastrophenfonds oder mehr Schwammstadt, das will ich an dieser Stelle nicht in letzter Instanz beantworten müssen. Wahrscheinlich etwas von allem. Weil angesichts von 4,5 Milliarden Jahren Erdgeschichte mach’ ich mir um die Natur keine Sorgen. Auch sie passt sich an und nimmt sich den Raum, der ihr zusteht. Das sollten wir uns mit all unserer Sapienza bewusst machen.

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Wenn Mensch muss

Seit gut 300.000 Jahren ist der Homo sapiens nun auf dieser Welt. Und in diesem erdgeschichtlichen Wimpernschlag hat er es geschafft, sich von der Savanne Afrikas über die Regenwälder Südamerikas bis hin zur Tundra in Sibirien, dem Outback in Australien oder eben im satten Grün Mitteleuropas anzusiedeln. Das hat er nicht geschafft, weil er etwa so „wissend“ ist, wie sein lateinischer Name vermuten ließe. Der Grund war ein anderer, nämlich seine enorme Anpassungsfähigkeit.

Das ist in der Natur freilich keine Ausnahme, allerdings ist es bemerkenswert, dass der Mensch so gut wie mit jeder Witterung zurecht kommt. Wenn er muss. Wenn ich im Hochsommer aus der stickigen Stadthitze aufs Land flüchte, dann gebe ich dem Homo sapiens in mir aber gar nicht die Möglichkeit, sich anzupassen. Und wenn mich Arbeit, Freizeitstress und vermeintliche Ideale durch den Alltag peitschen, dann bleibt ebenfalls nicht mehr viel Spielraum, sich über Veränderungen Gedanken zu machen. Weiter wie bisher, einfach, weil man muss.

Erst wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, weil der Hang hinterm Haus ins Rutschen kommt, hat Mensch wohl das selbe Gefühl in der Magengrube wie unsere entfernten Vorfahren, wenn plötzlich ein Säbelzahntiger in der Höhle zu Besuch erscheint. Freilich nicht, um zu plaudern, sondern um zu bleiben. Denn erst im Moment der Katastrophe sind wir an unsere eigene Unbeholfenheit als kleiner Teil der großen Zusammenhänge im Lauf der Natur erinnert. Und plötzlich müssen wir.

Ob wir mehr Hochwasserverbauung oder Renaturierung brauchen, ob höhere Katastrophenfonds oder mehr Schwammstadt, das will ich an dieser Stelle nicht in letzter Instanz beantworten müssen. Wahrscheinlich etwas von allem. Weil angesichts von 4,5 Milliarden Jahren Erdgeschichte mach’ ich mir um die Natur keine Sorgen. Auch sie passt sich an und nimmt sich den Raum, der ihr zusteht. Das sollten wir uns mit all unserer Sapienza bewusst machen.

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