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Mittwoch, 24. April 2024

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Karriere: Paul Gaggl wollte eigentlich Musiker werden …

Er untersucht unter anderem den Einfluss von Strukturellem Wandel in Produktionsnetzwerken auf das langfristige Wachstum, die Einkommensverteilung zwischen Arbeit und Kapital und lehrt an der University of North Carolina in Charlotte. Seine Arbeiten finden sich auch in den angesehensten Medien. Im Gespräch mit Professor Paul Gaggl, aus Villach gebürtig.

Herr Gaggl, wie wird man Professor an einer so renommierten Uni wie der University of North Carolina in Charlotte?
GAGGL: Gute Frage. Letztendlich mit viel Arbeit und Durchhaltevermögen. In meinem Fall ging es über viele Stationen, beginnend mit dem Peraugymnasium, dann TU und Uni Wien, dann dem Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien, der Uni Regensburg, und schließlich, der University of California, Davis.

Welche Voraussetzungen mussten Sie mitbringen?
Die Grundvoraussetzung für jede Professur ist ein Doktorat. In meinem Fall habe ich an der University of California at Davis, UC Davis, das PhD-Programm – PhD steht kurz für Doctor of Philosophy – für Volkswirtschaftslehre (economics) gemacht. Zumindest in den USA sind Economics-PhD-Programme sehr kompetitiv. Ich habe daher nach meinem Wirtschaftsinformatik-Studium an der TU-Uni Wien noch ein „postgraduate program in economics“ am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien abgelegt.

Welche Studienfächer vermitteln Sie Ihren Studentinnen und Studenten?
In den letzten zehn Jahren habe ich diverse VWL-Kurse unterrichtet, hauptsächlich in den Bereichen Makroökonomie und Wissenschaftliche Methoden für Ökonomen.

Mit welchen Themen befassen sich Ihre Publikationen?
Meine Forschungsprojekte über die letzten zehn Jahre haben sich hauptsächlich mit dem Einfluss der Automatisierung und Computerisierung auf den Arbeitsmarkt und Einkommensungleichheit beschäftigt. Die Haupterkenntnis dieser Publikationen ist, dass massive Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologie seit den 1970er Jahren dafür verantwortlich ist, dass sogenannte Routinearbeit systematisch verschwindet, wohingegen sogenannte Nicht-Routinearbeit boomt. Unter Routinearbeit kann man sich alle Arbeiten vorstellen, die ein Computer oder Roboter verrichten könnte.

In welchem Konnex stehen aus Ihrer Ansicht nach Automatisierung und Zahl der Arbeitsplätze?
In meiner Einschätzung hat die Automatisierung mehr Arbeitsplätze geschaffen, als sie zerstört hat, was gesamtwirtschaftlich positiv ist, vor allem auf lange Sicht betrachtet.

EINE ÜBERSCHAUBARE STADT
Was gefällt Ihnen an Charlotte und North Carolina am besten?
Wie in Klagenfurt der Bahnhof – und der Zug nach Villach –, ist es hier natürlich der Flughafen mit dem Flug nach Österreich. Scherz beiseite. Charlotte ist für amerikanische Verhältnisse eine sehr überschaubare Stadt, die sich in den letzten zehn Jahren – ich lebe hier seit 2012 hier – im positiven Sinne stark verändert hat. Wegen seiner Attraktivität mit guten Arbeitsplätzen und halbwegs erschwinglichen Lebenskosten, sind in den letzten zehn Jahren viele interessante und offene, junge Leute hierher gezogen.

„IM HERZEN IMMER A KÄRNTNABUA“
Fühlen Sie sich schon als US-Amerikaner oder noch als Kärntner?
Da ich jetzt schon seit 2006 in den USA lebe – bis 2012 in Kalifornien – und meine Tochter hier aufwächst, ist natürlich mein Lebensmittelpunkt hier bei meiner direkten Familie. Allerdings werde ich in meinem Herzen immer a Kärntnabua bleiben. In diesem Sinne spreche ich zum Beispiel mit meiner Tochter so gut wie ausschließlich kärntnerisch, und es fällt mir immer sehr schwer, wenn wir nach unseren Weihnachts- und Sommeraufenthalten bei meinen Eltern in Villach wieder zum Flughafen fahren müssen.

„DAS HAT SICH SO ERGEBEN“
Wollten Sie immer schon in die USA?
Das hat sich während meiner Zeit am IHS in Wien so ergeben. Ich wollte eigentlich ursprünglich an der Musikhochschule Wien Musik studieren – großes Lob an mein zweites Zuhause, die Musikschule Villach! Als das nicht geklappt hat, bin ich in die Informatik abgewandert und durch einen Ferialjob als Programmierer am WIFO in Wien letztendlich in der Volkswirtschaftslehre gelandet.

SCHI FAHREN ZU WEIHNACHTEN IN VILLACH
Freizeit – was machen Sie da am liebsten?
Am liebsten mache ich Musik, hauptsächlich Klavier und Schlagzeug, und treibe Ausdauersport. Ich laufe Marathons, fahre Rad, und Schi gefahren wird eigentlich leider immer nur zu Weihnachten in Villach. Da die Familie meiner Frau in Boston lebt und meine in Villach, sind eigentlich die meisten unserer „Urlaube“ bei den jeweiligen Familien in Boston oder Villach.

Spielen für Sie die Carolina Panthers eine Rolle?
Nein. Meine Familie hält zu den New England Patriots, zu den Boston Bruins – und natürlich zum VSV!

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Herr Gaggl, wie wird man Professor an einer so renommierten Uni wie der University of North Carolina in Charlotte?
GAGGL: Gute Frage. Letztendlich mit viel Arbeit und Durchhaltevermögen. In meinem Fall ging es über viele Stationen, beginnend mit dem Peraugymnasium, dann TU und Uni Wien, dann dem Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien, der Uni Regensburg, und schließlich, der University of California, Davis.

Welche Voraussetzungen mussten Sie mitbringen?
Die Grundvoraussetzung für jede Professur ist ein Doktorat. In meinem Fall habe ich an der University of California at Davis, UC Davis, das PhD-Programm – PhD steht kurz für Doctor of Philosophy – für Volkswirtschaftslehre (economics) gemacht. Zumindest in den USA sind Economics-PhD-Programme sehr kompetitiv. Ich habe daher nach meinem Wirtschaftsinformatik-Studium an der TU-Uni Wien noch ein „postgraduate program in economics“ am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien abgelegt.

Welche Studienfächer vermitteln Sie Ihren Studentinnen und Studenten?
In den letzten zehn Jahren habe ich diverse VWL-Kurse unterrichtet, hauptsächlich in den Bereichen Makroökonomie und Wissenschaftliche Methoden für Ökonomen.

Mit welchen Themen befassen sich Ihre Publikationen?
Meine Forschungsprojekte über die letzten zehn Jahre haben sich hauptsächlich mit dem Einfluss der Automatisierung und Computerisierung auf den Arbeitsmarkt und Einkommensungleichheit beschäftigt. Die Haupterkenntnis dieser Publikationen ist, dass massive Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologie seit den 1970er Jahren dafür verantwortlich ist, dass sogenannte Routinearbeit systematisch verschwindet, wohingegen sogenannte Nicht-Routinearbeit boomt. Unter Routinearbeit kann man sich alle Arbeiten vorstellen, die ein Computer oder Roboter verrichten könnte.

In welchem Konnex stehen aus Ihrer Ansicht nach Automatisierung und Zahl der Arbeitsplätze?
In meiner Einschätzung hat die Automatisierung mehr Arbeitsplätze geschaffen, als sie zerstört hat, was gesamtwirtschaftlich positiv ist, vor allem auf lange Sicht betrachtet.

EINE ÜBERSCHAUBARE STADT
Was gefällt Ihnen an Charlotte und North Carolina am besten?
Wie in Klagenfurt der Bahnhof – und der Zug nach Villach –, ist es hier natürlich der Flughafen mit dem Flug nach Österreich. Scherz beiseite. Charlotte ist für amerikanische Verhältnisse eine sehr überschaubare Stadt, die sich in den letzten zehn Jahren – ich lebe hier seit 2012 hier – im positiven Sinne stark verändert hat. Wegen seiner Attraktivität mit guten Arbeitsplätzen und halbwegs erschwinglichen Lebenskosten, sind in den letzten zehn Jahren viele interessante und offene, junge Leute hierher gezogen.

„IM HERZEN IMMER A KÄRNTNABUA“
Fühlen Sie sich schon als US-Amerikaner oder noch als Kärntner?
Da ich jetzt schon seit 2006 in den USA lebe – bis 2012 in Kalifornien – und meine Tochter hier aufwächst, ist natürlich mein Lebensmittelpunkt hier bei meiner direkten Familie. Allerdings werde ich in meinem Herzen immer a Kärntnabua bleiben. In diesem Sinne spreche ich zum Beispiel mit meiner Tochter so gut wie ausschließlich kärntnerisch, und es fällt mir immer sehr schwer, wenn wir nach unseren Weihnachts- und Sommeraufenthalten bei meinen Eltern in Villach wieder zum Flughafen fahren müssen.

„DAS HAT SICH SO ERGEBEN“
Wollten Sie immer schon in die USA?
Das hat sich während meiner Zeit am IHS in Wien so ergeben. Ich wollte eigentlich ursprünglich an der Musikhochschule Wien Musik studieren – großes Lob an mein zweites Zuhause, die Musikschule Villach! Als das nicht geklappt hat, bin ich in die Informatik abgewandert und durch einen Ferialjob als Programmierer am WIFO in Wien letztendlich in der Volkswirtschaftslehre gelandet.

SCHI FAHREN ZU WEIHNACHTEN IN VILLACH
Freizeit – was machen Sie da am liebsten?
Am liebsten mache ich Musik, hauptsächlich Klavier und Schlagzeug, und treibe Ausdauersport. Ich laufe Marathons, fahre Rad, und Schi gefahren wird eigentlich leider immer nur zu Weihnachten in Villach. Da die Familie meiner Frau in Boston lebt und meine in Villach, sind eigentlich die meisten unserer „Urlaube“ bei den jeweiligen Familien in Boston oder Villach.

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Nein. Meine Familie hält zu den New England Patriots, zu den Boston Bruins – und natürlich zum VSV!

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