Linda Golob (25), Jus-Studentin aus Radenthein, leitet als Geschäftsführerin seit über einem Jahr das Hagelabwehr-Unternehmen Südflug GmbH. Im Gespräch mit ihr.
Wie kam es dazu, dass sich Ihr Unternehmen nunmehr vorwiegend auf die Hagelabwehr konzentriert?
GOLOB: Mein Opa, Walter Golob, hat im Jahre 1982 als leidenschaftlicher Pilot damit angefangen. Es war ein bisschen außergewöhnlich für ihn, mehr „Action“. Das hat ihm sehr gefallen, weil es kein üblicher Flugbetrieb war. Wir machen heute nur Hagelabwehr. Darin sind wir hochspezialisiert.
IN DER STEIERMARK „ZU HAUSE“
Wo liegen für Südflug die Haupteinsatzgebiete?
Unser Einsatzgebiet ist die Steiermark, und zwar vor allem die südöstlichen und südwestlichen Landesbereiche mit ihren großen landwirtschaftlichen Flächen und Weinanbaugebieten. Wir sind sozusagen in der Steiermark zu Hause.
Welche Art von Flugzeugen wird eingesetzt?
Wir fliegen mit drei Flugzeugen, mit zwei einmotorigen Cessnas und mit einer zweimotorigen, etwas größeren Maschine, die länger in der Luft bleiben kann.
DAMIT DIE ERNTEN GUT WERDEN
Wer nimmt ihre Dienste hauptsächlich in Anspruch?
Aus unserer Geschichte heraus hat es sich so ergeben, dass wir zur Hagelabwehr von gut 30 steirischen Gemeinden engagiert werden, sozusagen als Serviceleistung für ihre Landwirte und Weinbauern, damit es zu guten Ernten kommt. Professionell schützen wir auch öffentliches und privates Gut aller Art.
AUS WOLKEN WERDEN SUPERZELLEN
Wie wirkt sich die veränderte Wettersituation auf die Hagelbekämpfung aus?
Es gibt neue Phänomene, also Wolken, die sich zu Superzellen aufbauen und sich mit gefährlichen Winden gegen den Uhrzeigersinn drehen. Das gibt es erst seit ein paar Jahren, und diese Wolken sind völlig anders zu bekämpfen. Während sich früher die Wolken vergleichsweise eher langsam aufgebaut haben, entwickeln sich die Superzellen oft innerhalb von nur zehn Minuten. Das heißt, wir müssen mit unseren Abwehrmaßnahmen auch in dieser Zeit vor Ort sein.
MIT SILBERJODID-LÖSUNGEN
Wie funktioniert das Hagelbekämpfungsverfahren mit Flugzeugen genau?
Es sind außen an den Flugzeugen Brenngeneratoren installiert, über die Silberjodid-Lösungen in Aceton verbrannt werden, wodurch kleine Kondensationskörnchen entstehen, um die sich dann Wassertropfen bilden. Das heißt dann, die Körnchen werden durch die vorhandenen Aufwinde in die Wolke hochgezogen, wodurch einfach mehr, jedoch viel kleinere Wassertropfen entstehen, die, wenn sie noch zu Hagel gefrieren sollten, nicht mehr so gefährlich werden können oder schon vor dem Auftreffen auf den Boden schmelzen.
Kommen Ihre Hagelflugzeuge auch in Kärnten zum Einsatz?
Nein, derzeit noch nicht. In Kärnten ist das Hagelaufkommen insgesamt wesentlich geringer als in der Steiermark. Wir werden ja sehen, wie sich das Wetter mit der Klimaveränderung weiterentwickelt.
JE DUNKLER, DESTO GEFÄHRLICHER
Wie werden Hagelwolken erkannt?
Über die täglichen Wetterprognosen von GeoSphere Austria und das Radar, das unserer Wetterbeobachtung im Minutentakt aktuelle Bilder liefert. Da sehen wir: Je dunkler das Rot ist, desto gefährlicher sind die Wolken. Auch in der Luft, beim Anflug zu den in Frage kommenden Wolken, erkennen unsere erfahrenen Piloten, ob es gefährlichen Hagel geben kann.
KEIN UNGEFÄHRLICHER JOB
Gibt es Risiken für die Piloten bei diesem Einsatz?
Ja, natürlich, weil es oft sehr starke Winde und große Turbulenzen gibt. Da kann es, was ich schon selber erlebt habe, das Flugzeug sehr unangenehm hin und her schleudern. Es ist wirklich nicht der ungefährlichste Job. Doch besteht unser professionelles Team aus Berufspiloten mit jahrelanger Erfahrung. Es meistert jede Situation. Es ist, Gott sei Dank, seit Beginn unserer Hagelabwehreinsätze noch nie etwas passiert.
Werden Erfolgskontrollen nach einer Hagelbekämpfungsmission durchgeführt?
Ja, natürlich, es wird jeder Einsatz penibel protokolliert und durch Radarbilder ergänzt – die Wolke vorher und durch unseren Einsatz nachher. Da sehen wir, dass dort, wo wir geflogen sind, die Wolken auf dem Radar nicht mehr die zuvor tiefe Röte aufweisen.
„WOMEN IN BUSINESS AWARD“
Bei hunderten Einreichungen wurden Sie in der Kategorie Gründerin mit dem „Women in Business Award“ von „Frauen in der Wirtschaft“ ausgezeichnet. Was bedeutet dies für Sie?
Äußerst viel! Ich bin extrem stolz darauf, dass ich bei so vielen intelligenten und erfolgreichen Frauen mit dabei sei durfte. Umso mehr, als ich ja noch nicht einmal ein Jahr die Geschäftsleitung inne hatte. Da habe ich begriffen, dass das, was ich mache, nicht gerade etwas Alltägliches ist.
Werden auch Sie direkt in die Hagelbekämpfung einsteigen?
Ja, habe ich vor, in etwa zwei Jahren, denn bis dahin sollte ich mein Jus-Studium abgeschlossen haben.