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Mittwoch, 5. November 2025

Unabhängiges Stadt-Umland-Magazin

„Auch Jesus hat nicht nur geschmeidig geantwortet“

Mag.a Andrea Mattioli, Pfarrerin des Gemeindeverbandes Zlan-Ferndorf, folgt mit 1. Dezember dieses Jahres in der Evangelischen Superintendentur A. B. Kärnten-Osttirol (33 Pfarrgemeinden, rund 42.000 Mitglieder) auf Manfred Sauer. Er wechselt in den Ruhestand. Andrea Mattioli, aus Neckarsulm/Deutschland stammend, ist die erste Frau an der Spitze der Superintendenz Kärnten-Osttirol.

Welche Prioritäten wollen Sie setzen beziehungsweise langfristigen Ziele für die evangelische Kirche in Kärnten und Osttirol in Ihrer Amtszeit verfolgen?
MATTIOLI: Wir stehen gesellschaftlich vor großen Herausforderungen, die ja auch vor der Kirche nicht Halt machen. Eine davon ist der Personalmangel, der sich in nächster Zeit durch Pensionierungen noch verstärken wird. Aber insbesondere wollen wir auch darauf schauen, dass die Diözese auch für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv wird. Hier sind wir auf einem guten Weg. Innerhalb dieser Herausforderungen wollen wir bestehen und in der Gesellschaft nach wie vor ein guter Ansprechpartner und weiter ein wichtiger Mitspieler sein.

„AUCH UNBEQUEMES VERTRETEN“
Welche Rolle soll die Kirche Ihrer Meinung nach in gesellschaftlichen Debatten – wie etwa soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Migration – übernehmen?
Das sind natürlich ganz große Themen, aber ich denke, wir als Menschen, die für die Kirche sprechen, sind gefordert, dazu Standpunkte zu vertreten, auch wenn diese unbequem sind. Auch Jesus hat nicht nur bequeme und geschmeidige Antworten gegeben, und in seiner Nachfolge sind wir dazu genauso aufgerufen.

„WIR HABEN EINE BOTSCHAFT“
Die Kirchen eint das Problem, dass die Christen schwinden. Wie können Sie die Menschen ermutigen, zu bleiben?
Damit stehen wir natürlich wieder im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Die Vereine haben diese Probleme, die Parteien ebenso, dass ehrenamtliches Engagement nicht mehr in dem Maße vorhanden ist. Aber wir haben eine Botschaft, die ansprechend ist und die wir weitervermitteln dürfen, müssen, und zwar in einer Art, die die Menschen anspricht und motiviert, vor allem junge. Wenn man die Jugend und junge Erwachsene und ihre wertvollen Aspekte hört und auf Augenhöhe – wie zuletzt auf unserer Synode in Wien – mit ihnen spricht, denke ich, wird sich uns ein guter Weg in die Zukunft weisen.

„… WO MAN ES NICHT ERWARTET“
Traditionelle Formen der Religionsvermittlung – wie Gottesdienste oder Religionsunterricht – reichen heute nicht mehr aus. Was wäre zu tun?
Die Frage ist, ob es je ausgereicht hat, aber wahrscheinlich nie. Viel an Glaubensvermittlung geht natürlich über Beziehung. Das merken wir bei Schülern oder Konfirmanden. Wichtig ist, ihre Meinung hören, sie ernst nehmen, in Glaubensfragen gemeinsam nach Wegen, Lösungen suchen und natürlich präsent zu sein. Ganz toll finde ich in dieser Hinsicht die Festivalseelsorge, die hauptsächlich von der katholischen und evangelischen Jugend ausgeht. Sie sind Ansprechpartner für verschiedenste Themen, natürlich auch niederschwellig. Es geht darum, dass sich dabei junge Menschen im Dialog gut fühlen und das Gespräch als Begegnung mit der Kirche mitnehmen. Beim heurigen Villacher Kirchtag kam es zu großartigen Begegnungen mit unzähligen Kontakten. Kirche soll auch da präsent sein, wo man es gar nicht erwartet.

„SIND GANZ NORMALE MENSCHEN“
Welche Maßnahmen planen Sie oder könnten erfolgreich sein, um die Kirche speziell für die jüngeren Generationen attraktiver zu gestalten?
Ich denke, dass man rausgeht, auf die Menschen zugeht, dorthin, wo sie sind. Das kann beim Kirchtag, im Gasthaus sein oder bei Festivitäten, wo man uns vielleicht gar nicht erwartet, vermutet und man feststellt: Das sind ja ganz normale Menschen und nicht so Halbheilige.

„STARKE ÖKUMENISCHE SIGNALE“
Wie sehen Sie das bisherige Wirken von Papst Leo XIV.?
Sich für den Frieden einzusetzen, wie es Papst Leo XIV. macht, sehe ich als wirklich starken Impuls. Er findet auch klare, richtige Worte zum Konflikt Russland-Ukraine. Die weitere Baustelle Israel-Palästina ist ja nicht einfacher. Ich wünsche mir von ihm natürlich weiter starke ökumenische Signale. Wir leben ein sehr gutes ökumenisches Miteinander sowohl in den Gemeinden als auch mit Bischof Josef Marketz, und es gibt auch immer wieder neue ökumenische Initiativen wie zuletzt der Gottesdienst im Dom zu Maria Saal.

Wie könnte für 2026 Ihre Jahresbotschaft lauten?
Da haben wir es leicht – wir haben ja eine Jahreslosung, die als Bibelzitate in längeren Prozessen ausgewählt werden. Heuer haben wir: „Prüft alles und das Gute behaltet!“, im nächsten Jahr folgt: „Siehe, ich mache alles neu!“.

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„Auch Jesus hat nicht nur geschmeidig geantwortet“

Mag.a Andrea Mattioli, Pfarrerin des Gemeindeverbandes Zlan-Ferndorf, folgt mit 1. Dezember dieses Jahres in der Evangelischen Superintendentur A. B. Kärnten-Osttirol (33 Pfarrgemeinden, rund 42.000 Mitglieder) auf Manfred Sauer. Er wechselt in den Ruhestand. Andrea Mattioli, aus Neckarsulm/Deutschland stammend, ist die erste Frau an der Spitze der Superintendenz Kärnten-Osttirol.

Welche Prioritäten wollen Sie setzen beziehungsweise langfristigen Ziele für die evangelische Kirche in Kärnten und Osttirol in Ihrer Amtszeit verfolgen?
MATTIOLI: Wir stehen gesellschaftlich vor großen Herausforderungen, die ja auch vor der Kirche nicht Halt machen. Eine davon ist der Personalmangel, der sich in nächster Zeit durch Pensionierungen noch verstärken wird. Aber insbesondere wollen wir auch darauf schauen, dass die Diözese auch für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv wird. Hier sind wir auf einem guten Weg. Innerhalb dieser Herausforderungen wollen wir bestehen und in der Gesellschaft nach wie vor ein guter Ansprechpartner und weiter ein wichtiger Mitspieler sein.

„AUCH UNBEQUEMES VERTRETEN“
Welche Rolle soll die Kirche Ihrer Meinung nach in gesellschaftlichen Debatten – wie etwa soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Migration – übernehmen?
Das sind natürlich ganz große Themen, aber ich denke, wir als Menschen, die für die Kirche sprechen, sind gefordert, dazu Standpunkte zu vertreten, auch wenn diese unbequem sind. Auch Jesus hat nicht nur bequeme und geschmeidige Antworten gegeben, und in seiner Nachfolge sind wir dazu genauso aufgerufen.

„WIR HABEN EINE BOTSCHAFT“
Die Kirchen eint das Problem, dass die Christen schwinden. Wie können Sie die Menschen ermutigen, zu bleiben?
Damit stehen wir natürlich wieder im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Die Vereine haben diese Probleme, die Parteien ebenso, dass ehrenamtliches Engagement nicht mehr in dem Maße vorhanden ist. Aber wir haben eine Botschaft, die ansprechend ist und die wir weitervermitteln dürfen, müssen, und zwar in einer Art, die die Menschen anspricht und motiviert, vor allem junge. Wenn man die Jugend und junge Erwachsene und ihre wertvollen Aspekte hört und auf Augenhöhe – wie zuletzt auf unserer Synode in Wien – mit ihnen spricht, denke ich, wird sich uns ein guter Weg in die Zukunft weisen.

„… WO MAN ES NICHT ERWARTET“
Traditionelle Formen der Religionsvermittlung – wie Gottesdienste oder Religionsunterricht – reichen heute nicht mehr aus. Was wäre zu tun?
Die Frage ist, ob es je ausgereicht hat, aber wahrscheinlich nie. Viel an Glaubensvermittlung geht natürlich über Beziehung. Das merken wir bei Schülern oder Konfirmanden. Wichtig ist, ihre Meinung hören, sie ernst nehmen, in Glaubensfragen gemeinsam nach Wegen, Lösungen suchen und natürlich präsent zu sein. Ganz toll finde ich in dieser Hinsicht die Festivalseelsorge, die hauptsächlich von der katholischen und evangelischen Jugend ausgeht. Sie sind Ansprechpartner für verschiedenste Themen, natürlich auch niederschwellig. Es geht darum, dass sich dabei junge Menschen im Dialog gut fühlen und das Gespräch als Begegnung mit der Kirche mitnehmen. Beim heurigen Villacher Kirchtag kam es zu großartigen Begegnungen mit unzähligen Kontakten. Kirche soll auch da präsent sein, wo man es gar nicht erwartet.

„SIND GANZ NORMALE MENSCHEN“
Welche Maßnahmen planen Sie oder könnten erfolgreich sein, um die Kirche speziell für die jüngeren Generationen attraktiver zu gestalten?
Ich denke, dass man rausgeht, auf die Menschen zugeht, dorthin, wo sie sind. Das kann beim Kirchtag, im Gasthaus sein oder bei Festivitäten, wo man uns vielleicht gar nicht erwartet, vermutet und man feststellt: Das sind ja ganz normale Menschen und nicht so Halbheilige.

„STARKE ÖKUMENISCHE SIGNALE“
Wie sehen Sie das bisherige Wirken von Papst Leo XIV.?
Sich für den Frieden einzusetzen, wie es Papst Leo XIV. macht, sehe ich als wirklich starken Impuls. Er findet auch klare, richtige Worte zum Konflikt Russland-Ukraine. Die weitere Baustelle Israel-Palästina ist ja nicht einfacher. Ich wünsche mir von ihm natürlich weiter starke ökumenische Signale. Wir leben ein sehr gutes ökumenisches Miteinander sowohl in den Gemeinden als auch mit Bischof Josef Marketz, und es gibt auch immer wieder neue ökumenische Initiativen wie zuletzt der Gottesdienst im Dom zu Maria Saal.

Wie könnte für 2026 Ihre Jahresbotschaft lauten?
Da haben wir es leicht – wir haben ja eine Jahreslosung, die als Bibelzitate in längeren Prozessen ausgewählt werden. Heuer haben wir: „Prüft alles und das Gute behaltet!“, im nächsten Jahr folgt: „Siehe, ich mache alles neu!“.

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