Die Hauptfeuerwehr Villach, Kasernengasse, zählt in Österreich zu den professionellsten Wehren. Im Vorjahr wurden bei insgesamt 1292 Einsätzen 113 Menschen gerettet. Kommandant HBI Harald Geissler gibt Einblicke in das Innenleben der schlagkräftigen Wehr.
Das eigene Leben riskieren, um andere Leben zu retten. Wie ist Ihr Zugang dazu?
GEISSLER: Menschenleben retten zu dürfen und auch zu können, ist eine wunderbare Möglichkeit zu helfen. Ein gutes und motiviertes Team, moderne Geräte mit zeitgemäßen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie das Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten sind wichtige Grundlagen dazu. Erfahrungsgemäß helfen auch Hausverstand, Mut und eine Portion Glück.
Plötzlich brennt es in der Wohnung. Wie soll ich mich verhalten?
Die Hauptgefahr ist eher der Rauch, als das Feuer. Rund 90 bis 95 Prozent der Brandtoten sind Rauchtote. Das wichtigste aber ist: Immer zuerst die Feuerwehr über Notruf 122 alarmieren. In weiterer Folge müssen sich die Menschen aus dem Gefahrenbereich begeben – und klar, wenn ohne Gefahr möglich, den Brand mit den vorhandenen Feuerlöschgeräten bekämpfen und die Tür zum Brandraum schließen.
BEI E-FAHRZEUGEN VIEL AUFWENDIGER
Ein E-Fahrzeug brennt. Welche Probleme verbinden sich damit?
Wir erkennen heute, dass sich die Brandereignisse zwischen E-Fahrzeugen und herkömmlichen Verbrennern die Waage halten. Wir stellen aber fest, dass die Brandbekämpfung bei E-Fahrzeugen viel aufwendiger ist. Selbstverständlich sind wir, dem Trend entsprechend, für die Bekämpfung von E-Fahrzeug-Bränden gut aufgestellt, um auch für solch komplexe Probleme Lösungen anbieten zu können.
Spielt Social Media (SM) bei der Feuerwehr eine Rolle?
Ja, klar, wir sind ein durchgemischtes Team. Von jung bis alt. Wir erkennen eindeutig, dass speziell bei unseren jüngeren Mitgliedern die etablierten Printmedien kaum noch einen Stellenwert besitzen. Neben der klassischen externen Öffentlichkeitsarbeit über die HP- und SM-Kanäle nutzen wir diese Möglichkeit gerne für die interne Öffentlichkeitsarbeit.
KI – EINE WERTVOLLE HILFE
Inwieweit „verstärkt“ Künstliche Intelligenz die Einsätze?
KI-generierte Tools sind schon seit geraumer Zeit eine wertvolle Hilfe im Einsatzgeschehen. In vielen unserer Einsatzfahrzeuge sind Tablets und auch PCs vorhanden, über die wiederum eine moderne Führungsunterstützung für den Einsatzleiter möglich ist. Diese Möglichkeiten nutzen wir immer mehr, doch das klassische Retten, Löschen, Bergen und Helfen bleibt noch immer Handarbeit.
WIE EIN MÄCHTIGER BAUM …
In Villach sind insgesamt 22 Wehren aktiv. Auf welche Weise sind diese Wehren ins Hauptfeuerwache-System eingebunden?
Sehr stark – es geht im Team und gemeinsam. Unser Feuerwehrwesen ist gewissermaßen mit einem mächtigen Baum zu vergleichen. Wir alle sind über den Stamm, also die Hauptfeuerwache, fest in der Stadt verwurzelt. Dafür, dass dieser Baum auch ordentlich gedeiht, sind alle Wehren mitverantwortlich.
Was sind die schlimmsten Einsätze?
Der Verlust eines Menschen, eines geliebten Tieres oder die Ruine einer ausgebrannten Wohnung machen mit den Menschen etwas – natürlich auch mit Einsatzkräften. Über die modernen Medien wie Handys kommen oft innerhalb weniger Minuten Angehörige oder Freunde zu den Einsatzstellen – diese Situationen sind besonders belastend.
Wie gehen Sie mit belastenden Einsätzen oder Nachwirkungen für Ihre Mannschaft um?
Eigene Kameraden mit spezieller Ausbildung stehen unserem Team zur Verfügung. Wenn notwendig, bekommen wir auch Hilfe von den Kriseninterventionsteams des RK Villach, und ja, besonders stolz sind wir auf unseren FF-Arzt Dr. Andreas Kreiger und unseren Feuerwehrkuraten Stadthauptpfarrer Dr. Richard Pirker, die uns helfen können.
„DAS IST HÖCHST UNFAIR“
Welche Verbesserungen schlagen Sie auf FF-Ebene vor?
Das leidige Thema mit der Mehrwertsteuer für die Geräte, Fahrzeuge und Ausrüstung der Feuerwehr ist noch immer nicht gelöst. Durch den Entfall oder Reduktion auf zum Beispiel ein Prozent könnten bei Anschaffungen die Gemeinden entlastet werden. Unsere ehrenamtliche Arbeit mit den unbezahlbaren Arbeitsstunden wird durch die 20 Prozent Mehrwertsteuer sozusagen noch staatlich bestraft. Das ist höchst unfair.









