Feld am See hat seit Herbst 2024 eine neue Heldin: Die 21-jährige Carina Modl sägt sich als jüngste Forstweltmeisterin an die Weltspitze – mit Präzision, Nervenstärke und einer Geschichte, die unter die Haut geht.
Sie ist 21 Jahre jung, studiert aktuell Agrarwissenschaften an der BOKU in Wien – und ist die bis dato jüngste Forstweltmeisterin. Auf der Wiener Donauinsel gewann Carina Modl 2024 die Gesamtwertung der Frauen, stellte gleich mehrere Bestmarken auf und holte einen ganzen Medaillensatz. Aufgewachsen auf einem Bergbauernhof mit Sägewerk und Zimmerei, trainiert sie zwischen Motorsäge und Mentalcoaching. Im März will sie in Slowenien ihren Titel verteidigen. Eine junge Kärntnerin zeigt, wie weit man mit Disziplin, Teamgeist und einer unerschütterlichen inneren Haltung kommen kann.
„MENTALE STÄRKE: ALLES KOPFSACHE!“
Der Weg beginnt unspektakulär: an der Landwirtschaftlichen Fachschule Litzlhof. Dort gibt es einen Freigegenstand, der im Stundenplan harmlos klingt und auf dem Platz nach Harz, Hitze und Hochkonzentration riecht: Motorsägenarbeit. Carina probiert’s – und gewinnt kurz darauf jeden Schülerbewerb, an dem sie teilnimmt. Die Folge: Wildcard für den Nationalkader, Ausscheidung gewonnen, Nationalteam, Weltmeisterschaft. „Es ging sehr schnell nach oben“, sagt sie nüchtern. Bei der WM tritt sie in fünf Disziplinen an: Kettenwechsel, Kombinationsschnitt, Präzisionsschnitt, Mastenfällung – und im Finale Entasten. Bewertet werden Schnelligkeit und Genauigkeit, millimetergenau und unter Zeitdruck. Und Carina Modl liefert ab: Sie setzt ihre Säge, korrigiert Winkel, trifft Markierungen, wechselt Ketten in Sekundenschnelle. Was von außen nach brachialer Kraft aussieht, ist Präzisionssport. „Es ist Kopfsache“, sagt sie. „Man braucht Körperspannung, Konzentration und sicher auch Mut.“
VERLETZUNGEN BRINGEN STRAFPUNKTE
Vor einer WM besteht die Woche aus sechs Trainingstagen und einem Ruhetag. Drei Einheiten Motorsäge, dazu Krafttraining, kilometerlange Märsche und mentale Übungen – alles nach Plan, begleitet von Trainern, Teamchef, Co-Coach und Mentaltrainer. „Allein geht gar nichts“, betont Modl. „Damit am Tag X alles passt, braucht es viele Hände und kluge Köpfe: von der Kette bis zum Motor, von Technik bis Timing.“ Die Wettbewerbe dauern meist zwei bis drei Tage. Die eigentliche Sägezeit sind oft nur wenige Minuten – der Druck aber bleibt konstant hoch. „Das Anstrengende ist, über Tage den Kopf ruhig zu halten: runterfahren, hochfahren, wieder liefern.“ Dass Sicherheit an erster Stelle steht, merkt man am Reglement: Schutzausrüstung ist Pflicht; selbst kleine Verletzungen bringen Strafpunkte. Ernsthafte Unfälle sind selten – der Sport ist professionell organisiert und durchdefiniert.
„MAN WÄCHST ÜBER SICH HINAUS“
Die Willenskraft kommt nicht aus dem Fitnessraum allein. Als Carina zehn Jahre alt ist, verliert sie ihre Mutter. Ein Einschnitt, der vieles relativiert. „Wenn dir so etwas passiert, lernst du, mit schwierigen Situationen besser – oder vielleicht stärker – umzugehen“, sagt sie. Heute arbeitet sie bewusst mit mentalen Werkzeugen: Gehen, Meditieren, Dankbarkeit – und das klare Bekenntnis, die Angst vor dem Scheitern nicht ans Steuer zu lassen. „Ich bin dankbar, dass ich Österreich vertreten darf – egal wie es ausgeht.“
Text: Jara Media

EINE FRAU IN EINER MÄNNERDOMÄNE
Weltweit starten deutlich mehr Männer als Frauen bei Forstbewerben. Die Wertungen sind daher getrennt – fair, findet Modl: „Wir haben andere Körper, andere Voraussetzungen.“ Dass sie als jüngste Weltmeisterin überhaupt keine Exotenrolle braucht, zeigen ihre Resultate. Ihr Erfolg macht sichtbar, was der Sport verlangt: Disziplin, Timing, Technik – und das Talent, im entscheidenden Moment ruhig zu bleiben. Auch wenn die Verteidigung der Weltmeisterschaft ihr kurzfristiges Ziel ist, das langfristige zeigt sich im Beruf der Lehrerin. Denn Wissen weiterzugeben, sagt sie, sei mindestens so erfüllend wie ein perfekt gesetzter Schnitt. Was bleibt, ist ein Bild, das Lust macht auf mehr: eine junge Frau, die sich Respekt „ersägt“ – mit einem guten Team im Rücken und der Natur als Lehrmeisterin. Im März will sie erneut siegen – „Villach im Fokus“ drückt die Daumen!










