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Donnerstag, 25. April 2024

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„Kärnten wird auch diese Krise meistern“

Landesrat Sebastian Schuschnig im Interview über den Neustart des Tourismus nach der Krise, seine Pläne für den öffentlichen Verkehr und woraus er ganz persönlich Kraft schöpft.

Der Tourismus ist von der Coronakrise hart getroffen. Warum braucht es gerade jetzt eine neue Tourismusstrategie für Kärnten?
SCHUSCHNIG: Es gibt keine gänzlich neue Strategie, aber wir werden die bestehende nachjustieren und sie besser mit der Ausrichtung des Bundes und dem Standortmarketing abstimmen. Auch die Auswirkungen der Corona-Krise wollen wir abbilden, denn sie ändert viele Reisegewohnheiten. Sicherheit spielt im Urlaub eine größere Rolle und es gibt einen Trend zu kürzeren Aufenthalten. Immer mehr findet Urlaub auch in einer nahen Region statt. Darauf müssen sich alle Urlaubsländer vorbereiten, auch Kärnten. Es gibt schließlich eine große Reisesehnsucht, wovon Kärnten profitieren kann.

NEUE STANDORTMARKE
Was ist der Unterschied zwischen der Tourismusstrategie und der Marke Kärnten, die vergangenes Jahr um den Claim-Text „It´s my life“ erneuert wurde?
Die Tourismusstrategie geht über die reine Vermarktung deutlich hinaus. Mit ihr legen wir fest, wie wir Kärnten als Urlaubsland positionieren, welche Angebote wir entwickeln, wo wir investieren und auch was wir letztlich mit öffentlichen Mitteln fördern und was nicht mehr. All das muss mit der neuen Standortmarke im Einklang stehen. Auch das ist Teil des Updates der Strategie.

MEHR MITTEL FÜR RADTOURISMUS
Was sind die touristischen Förderschwerpunkte für die nächsten Jahre? Wird die als erfolgreich geltende „See-Berg-Rad-Förderoffensive“ fortgesetzt?
Ja, wir setzen weiter klar auf die Einzigartikeit unserer Seen und Berge und werden vor allem in ganzjährig nutzbare Angebote investieren. Mehr Mittel gibt es künftig auch für den Radtourimsus. Damit wird Kärnten für Urlaub in den Nebensaisonen attraktiver. Zusätzlich investieren wir in die Modernisierung der Ausflugsziele, viele werden wetterfest. Und wir fördern die regionale Kulinarik, beispielsweise mit Slow Food-Angeboten. Urlaub in der Natur wird durch die Coronakrise noch mehr an Bedeutung gewinnen.

„SICHERER URLAUB ist MÖGLICH“
Ist der Kärntner Tourismus für eine mögliche nächste Pandemie beziehungsweise für mögliche zukünftige Krisen, die das Reiseverhalten einschränken, gerüstet?
Der Tourismus und die Gastronomie haben sehr gute Schutzkonzepte erarbeitet, die auch funktionieren. Unsere Betriebe sind vorbildlich und haben bewiesen, dass ein sicherer Urlaub möglich ist. Wir sind auch für inländische Urlauber attraktiv. Immerhin bietet Känten so viel südliches Flair wie kein anderes Bundesland. Doch egal wie gut man vorbereitet ist, Tourismus und Reisebeschränkungen passen nicht zusammen. Und das ist derzeit die Gefahr. Wenn wir es nicht schaffen, in Kärnten die Infektionszahlen drastisch zu senken, werden wir im Wettbewerb an Boden verlieren. Es geht in den nächsten Wochen darum, nicht die Sommersaison zu verspielen. Wir alle sind gefordert.

Egal, wie gut man vorbereitet ist, Tourismus und Reisebeschränkungen passen nicht zusammen.

Landesrat Sebastian Schuschnig

„… MIT TOURISMUS NICHTS ZU TUN“
Wie gehen Sie mit Motorevents wie zum Beispiel den illegalen GTI-Treffen oder der offiziellen Veranstaltung European Bike Week in Zukunft um? Sind solche Veranstaltungen zu Zeiten des fortschreitenden Klimawandels überhaupt noch gefragt?
Diese Diskussion ist zu führen, aber man muss klar trennen. Die European Bike Week ist ein Event, das jährlich tausende Nächtigungen an den Faaker See bringt und eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Region hat. Fehlzündungen, Lärm und Straßenrennen, wie wir sie bei illegalen Autotreffen sehen, haben aber mit einem Tourismus nichts zu tun!

„KAUM ZEIT FÜR PRIVATE GESPRÄCHE“
Medien war zu entnehmen, Sie seien ein Vertrauter von Sebastian Kurz. Wie oft telefonieren Sie mit dem Bundeskanzler, zu welchen Themen?
Wir kennen uns seit vielen Jahren und stehen in gutem Kontakt. Momentan verlangt uns die Krise alles ab, da bleibt kaum Zeit für private Gespräche. Meist sprechen wir über Anliegen für Kärnten. Das steht derzeit über allem.

Wenn Sie der Bundeskanzler in sein Kabinett holen würde, würden Sie für eine Ministerkarriere nach Wien wechseln?
Meine Heimat ist in Kärnten, privat wie auch in der Politik.

„MEIN SOHN GIBT MIR KRAFT“
Ihr Sohn Mathias ist im vergangenen Juli auf die Welt gekommen. Wie schaffen Sie es, mit Ihrem fordernden Job als Politiker genügend Zeit mit Ihrer Partnerin und Ihrem Sohn zu verbringen?
(lacht) Ob ich das immer schaffe, müssen Sie wohl meine Frau fragen. Ich versuche jede freie Minute mit meinem Sohn zu verbringen. Das genieße ich sehr, denn es gibt mir Kraft.

„AUFHOLPROZESS GESTARTET“
Sie sind auch für den Öffentlichen Verkehr zuständig. Welche Verbesserungen oder Änderungen sind in Kärnten zu erwarten?
Als ich das Ressort übernahm, habe ich einen Aufholprozess gestartet. Es wurde in der Vergangenheit vieles verschlafen. Ich will beweisen, was geht, wenn man es ernst nimmt. Alleine im Bezirk Villach wurde in nur drei Jahren der Busverkehr um 20 Prozent aufgestockt. Bei der S-Bahn haben wir heuer die Fahrpläne um über eine halbe Million zusätzliche Angebotskilometer ausgeweitet. Damit gibt es nahezu an allen Strecken einen Stundentakt – erstmals auch am Wochenende. In Villach gibt es einen neuen Schnellbus, der Infineon anfährt. Nicht zuletzt war die Abschaffung des Stadtzuschlages für Villach ein wichtiger Schritt. Und Villach wird, so mein Plan, die erste Region sein, in der Busse völlig klimaneutral mit grünem Wasserstoff unterwegs sind. Das ist ein Meilenstein für Kärnten!

Fehlzündungen, Lärm und Straßenrennen haben mit Tourismus nichts zu tun!

Landesrat Sebastian Schuschnig zu den illegalen Autotreffen

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SCHUSCHNIG: Es gibt keine gänzlich neue Strategie, aber wir werden die bestehende nachjustieren und sie besser mit der Ausrichtung des Bundes und dem Standortmarketing abstimmen. Auch die Auswirkungen der Corona-Krise wollen wir abbilden, denn sie ändert viele Reisegewohnheiten. Sicherheit spielt im Urlaub eine größere Rolle und es gibt einen Trend zu kürzeren Aufenthalten. Immer mehr findet Urlaub auch in einer nahen Region statt. Darauf müssen sich alle Urlaubsländer vorbereiten, auch Kärnten. Es gibt schließlich eine große Reisesehnsucht, wovon Kärnten profitieren kann.

NEUE STANDORTMARKE
Was ist der Unterschied zwischen der Tourismusstrategie und der Marke Kärnten, die vergangenes Jahr um den Claim-Text „It´s my life“ erneuert wurde?
Die Tourismusstrategie geht über die reine Vermarktung deutlich hinaus. Mit ihr legen wir fest, wie wir Kärnten als Urlaubsland positionieren, welche Angebote wir entwickeln, wo wir investieren und auch was wir letztlich mit öffentlichen Mitteln fördern und was nicht mehr. All das muss mit der neuen Standortmarke im Einklang stehen. Auch das ist Teil des Updates der Strategie.

MEHR MITTEL FÜR RADTOURISMUS
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Ja, wir setzen weiter klar auf die Einzigartikeit unserer Seen und Berge und werden vor allem in ganzjährig nutzbare Angebote investieren. Mehr Mittel gibt es künftig auch für den Radtourimsus. Damit wird Kärnten für Urlaub in den Nebensaisonen attraktiver. Zusätzlich investieren wir in die Modernisierung der Ausflugsziele, viele werden wetterfest. Und wir fördern die regionale Kulinarik, beispielsweise mit Slow Food-Angeboten. Urlaub in der Natur wird durch die Coronakrise noch mehr an Bedeutung gewinnen.

„SICHERER URLAUB ist MÖGLICH“
Ist der Kärntner Tourismus für eine mögliche nächste Pandemie beziehungsweise für mögliche zukünftige Krisen, die das Reiseverhalten einschränken, gerüstet?
Der Tourismus und die Gastronomie haben sehr gute Schutzkonzepte erarbeitet, die auch funktionieren. Unsere Betriebe sind vorbildlich und haben bewiesen, dass ein sicherer Urlaub möglich ist. Wir sind auch für inländische Urlauber attraktiv. Immerhin bietet Känten so viel südliches Flair wie kein anderes Bundesland. Doch egal wie gut man vorbereitet ist, Tourismus und Reisebeschränkungen passen nicht zusammen. Und das ist derzeit die Gefahr. Wenn wir es nicht schaffen, in Kärnten die Infektionszahlen drastisch zu senken, werden wir im Wettbewerb an Boden verlieren. Es geht in den nächsten Wochen darum, nicht die Sommersaison zu verspielen. Wir alle sind gefordert.

Egal, wie gut man vorbereitet ist, Tourismus und Reisebeschränkungen passen nicht zusammen.

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„… MIT TOURISMUS NICHTS ZU TUN“
Wie gehen Sie mit Motorevents wie zum Beispiel den illegalen GTI-Treffen oder der offiziellen Veranstaltung European Bike Week in Zukunft um? Sind solche Veranstaltungen zu Zeiten des fortschreitenden Klimawandels überhaupt noch gefragt?
Diese Diskussion ist zu führen, aber man muss klar trennen. Die European Bike Week ist ein Event, das jährlich tausende Nächtigungen an den Faaker See bringt und eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Region hat. Fehlzündungen, Lärm und Straßenrennen, wie wir sie bei illegalen Autotreffen sehen, haben aber mit einem Tourismus nichts zu tun!

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Medien war zu entnehmen, Sie seien ein Vertrauter von Sebastian Kurz. Wie oft telefonieren Sie mit dem Bundeskanzler, zu welchen Themen?
Wir kennen uns seit vielen Jahren und stehen in gutem Kontakt. Momentan verlangt uns die Krise alles ab, da bleibt kaum Zeit für private Gespräche. Meist sprechen wir über Anliegen für Kärnten. Das steht derzeit über allem.

Wenn Sie der Bundeskanzler in sein Kabinett holen würde, würden Sie für eine Ministerkarriere nach Wien wechseln?
Meine Heimat ist in Kärnten, privat wie auch in der Politik.

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(lacht) Ob ich das immer schaffe, müssen Sie wohl meine Frau fragen. Ich versuche jede freie Minute mit meinem Sohn zu verbringen. Das genieße ich sehr, denn es gibt mir Kraft.

„AUFHOLPROZESS GESTARTET“
Sie sind auch für den Öffentlichen Verkehr zuständig. Welche Verbesserungen oder Änderungen sind in Kärnten zu erwarten?
Als ich das Ressort übernahm, habe ich einen Aufholprozess gestartet. Es wurde in der Vergangenheit vieles verschlafen. Ich will beweisen, was geht, wenn man es ernst nimmt. Alleine im Bezirk Villach wurde in nur drei Jahren der Busverkehr um 20 Prozent aufgestockt. Bei der S-Bahn haben wir heuer die Fahrpläne um über eine halbe Million zusätzliche Angebotskilometer ausgeweitet. Damit gibt es nahezu an allen Strecken einen Stundentakt – erstmals auch am Wochenende. In Villach gibt es einen neuen Schnellbus, der Infineon anfährt. Nicht zuletzt war die Abschaffung des Stadtzuschlages für Villach ein wichtiger Schritt. Und Villach wird, so mein Plan, die erste Region sein, in der Busse völlig klimaneutral mit grünem Wasserstoff unterwegs sind. Das ist ein Meilenstein für Kärnten!

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